Feedback

engl. feedback, franz. feedback m; kam ursprünglich aus der Technik. Es bezeichnete die Rückfütterungen von Daten an technische Regelungssysteme (System; Raumtemperatur/Heizungssteuerung). Im sozialen Raum wurde Feedback dann für die Mitteilungen von Beobachtungen an Individuen (Individuum) und Sozialsysteme verwendet zu dem Zweck, ihnen Informationen aus Sicht der Feedbackgeber zur Verfügung zu stellen. Diese sollten den Feedbackempfängern Hilfen zur sozialen Wahrnehmung, zur Selbststeuerung und zum sozialen Lernen geben. Um dies zu erleichtern, entwickelte man Formen und Regeln für Feedback, die als günstig angesehen wurden. Beispielsweise sollte Feedback aufgrund einer Vereinbarung gegeben werden, sollte sich auf beobachtbares Verhalten beziehen und möglichst wenige Wertungen enthalten. Wenn die eigene Betroffenheit mitspielte, sollte sie als Ich-Botschaft formuliert werden. Beispiel:


A: »Möchtest du hören, wie ich dein Verhalten erlebt habe und wie ich darauf reagiere?«


B: »Ja. Ich würde dann gerne darüber nachdenken und eventuell andere Beobachtungen dazu einholen, nicht aber gleich reagieren.«


A: »O. K.! Während ich gesprochen habe, hast du mehr andere als mich angeschaut, nie nachgefragt und dich anschließend nicht auf mich bezogen! Ich merke, dass ich mich dann von dir nicht beachtet fühle und jede Lust verliere, mich dir mitzuteilen oder mit dir zusammenzuarbeiten.«


Feedback soll so die Abstimmung in Beziehungen durch Verbalisieren verbessern. Vereinbarungen und möglichst operationale Beschreibungen sollen unqualifizierte Zuschreibungen verhindern und die gegenseitige Abstimmung versachlichen, damit emotionale Verstrickungen vermieden werden. Ein gelungenes Beispiel dieser Herangehensweise findet der Leser im Methodenpool der Universität Köln (siehe Reich 2007). Wiederholtes und in gegenseitigem Einvernehmen ausgetauschtes Feedbackkann bei Einzelnen und in sozialen Systemen die Beobachtung und Gestaltung von Beziehungen und Prozessen von einer Metaebene her stärken. Dadurch lernen die Beteiligten, sich von einer unreflektierten Identifikation mit dem Geschehen zu lösen, und entwickeln eine Kultur des Metalogs. Diese Metakommunikation kann wieder Gegenstand einer gemeinsamen Reflexion und des gegenseitigen Feedbacks sein usw. Es ist eine eigene Herausforderung, Feedbackprozesse und Metaloge auf ein nützliches Maß zu beschränken, da sie sonst selbst zur Verwirrung beitragen. Dies heißt anzuerkennen, dass man vieles nur begrenzt aufklären kann und gelegentlich ohne gegenseitige Schuldzuschreibung auseinandergehen oder gemeinsam konstruktiv neu ansetzen sollte.


Dass Feedback zur Methode geworden ist, sollte nicht vergessen lassen, dass Kommunikation und Beziehung immer auf komplexen (Komplexität) Wechselwirkungen und Feedbackprozessen beruhen. Nur ein begrenzter Teil kann bewusst beobachtet und verbal zum Ausdruck gebracht werden. Menschen verarbeiten ständig Feedback von innen und außen, um auf Kurs zu bleiben, sich ihrer selbst und angestrebter Entwicklungen zu versichern, um Gewohnheiten und Kultur zu stabilisieren.


Aus wirklichkeitskonstruktivistischer Sicht besteht Feedback aus Beschreibungen, die andere teilen können oder auch nicht. Sie enthalten Bedeutungsgebungen, deren Ursprung und Wirkfeld nur begrenzt verfolgt werden können. Das Kunstwort »Wahrgebung« statt Wahrnehmung (Schmidt 2000) macht darauf aufmerksam. Beschreibungen und Bedeutungsgebungen sind oft eine unauflösliche Mixtur aus der Wirklichkeit des Beschreibenden und den Wirklichkeiten, die beschrieben werden. Wie irrational Feedbackäußerungen auch sein mögen, so zeigen sie doch wirklichkeitsgestaltende Wirkungen und sind deshalb von Interesse. Geht man über im Hier und Jetzt direkt beobachtbare Beziehungsdimensionen hinaus, dann gibt es vielfältige Dimensionen und Systemzusammenhänge, in denen Verhalten und Beziehungen gesehen werden können. Es ist eine Frage der Fokussierung, welche Dimensionen und Zusammenhänge Berücksichtigung finden sollen und welche nicht, was als zu beeinflussendes System und was als Umwelt betrachtet werden soll. Welche Sphären überhaupt Gegenstand von Feedback sein sollen und was als hintergründig wirkend, aber nicht zu thematisieren angesehen wird, ist eine Frage der Auswahl, die wiederum von verschiedenen Beteiligten und Beobachtern unterschiedlich vorgenommen werden kann. Durch Feedback werden Sphären der Kommunikation definiert sowie gewünschte Dimensionen gemeinsamer Wirklichkeit in den Vordergrund und andere in den Hintergrund geschoben. Es sollte daher mit Bedacht so gewählt werden, dass Vordergrund und Hintergrund, Themen, Kontext und Rollen angemessen adressiert werden. Die Annahme, dass andere in derselben Wirklichkeit leben (sollten) und gemäß der eigenen Kultur verstehbare Steuerungen haben (sollten), führt dazu, von einer zu beseitigenden »Kommunikationsstörung« auszugehen, wenn Unverträglichkeiten auftauchen. Aus systemischer Sicht hat man es jedoch mit lebenden Systemen zu tun. Lebende Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass sie selbstverständlich in ihren eigenen Welten leben und den diesen entsprechenden Eigengesetzlichkeiten folgen. Diese Gesetzlichkeiten sind für andere, aber auch für sie selbst nicht letztendlich ergründbar. Dennoch muss Begegnung gestaltet werden, wofür es gut sein kann, die aufeinandertreffenden Kulturen so weit möglich zu studieren.


Dafür steht z. B. das »Kulturbegegnungsmodell der Kommunikation«:


Dieses Modell macht deutlich, dass Gemeinschaftswirklichkeit durch wechselseitige Feedbackprozesse erst hergestellt werden muss. Geschieht dies bewusst und absichtlich, empfiehlt es sich, aufeinander aufbauende Ebenen der Wirklichkeitsbegegnung (Schmid 2003a) zu beachten: Beziehen sich die Beteiligten auf die gleichen Fakten? Geben sie diesen miteinander kompatible Bedeutungen? Sehen sie vergleichbare Wirkungszusammenhänge usw.? Erst dann ergeben Fragen nach Beziehungserwartungen (Erwartung) und Verantwortlichkeiten Sinn.


Allerdings muss man der Tatsache Rechnung tragen, dass wechselseitiges Feedback und die Abstimmung untereinander nur begrenzt analytisch erfasst werden können. Der bedeutendere Teil der Kommunikation geschieht intuitiv (Intuition). Daher hat operationales Feedback seine Grenzen, wenn man verstehen (Verstehen) will, wie Wirklichkeit in Beziehungen und dabei innerhalb der beteiligten Individuen entsteht und gestaltet werden kann. Häufig wird daher in Metaphern gesprochen, die komplexe Intuitionen besser transportieren.


In inneren Feedbackprozessen kann ein Beobachter achtsamer darauf werden, welche Reaktionen in ihm selbst und bei anderen durch eine Beziehung oder durch ein Verhalten hervorgerufen werden. So entsteht eine Grundlage für Einschätzungen von anderen und Feedback an andere, die nicht unbedingt an beschreibbarem Verhalten festgemacht werden können. Solche durch viele Feedbackprozesse geschulten »sozialen Diagnosen« (Schmid 2003b) sind ein wesentlicher Bestandteil von Urteils- und Steuerungskompetenz in sozialen Systemen.


Verwendete Literatur


Reich, Kersten (Hrsg.) (2007): Methodenpool. Verfügbar unter: http://methodenpool.uni-koeln.de/download/feedback.pdf[02.11.2020].


Schmid, Bernd (2003a): Organisationsberatung als Begegnung von Wirklichkeiten und Kulturen. Wirtschaftspsychologie 1: 18–25.


Schmid, Bernd (2003b): Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse. Bergisch Gladbach (EHP).


Schmid, Bernd (2004): Systemisches Coaching. Konzepte und Vorgehensweisen in der Persönlichkeitsberatung. Bergisch Gladbach (EHP).


Schmidt, Gunther (2000): »Wahrgebungen« aus der inneren und äußeren Welt des Therapeuten und ihre Nutzung für zieldienliche therapeutische Kooperation. Familiendynamik 25: 177–205.


Weiterführende Literatur


Schmid, Bernd u. Christiane Gérard(2008): Intuition und Professionalität. Systemische Transaktionsanalyse in Beratung und Therapie. Heidelberg (Carl-Auer).


Schmid, Bernd, Thorsten Veith u. Ingeborg Weidner (2010): Einführung in die kollegiale Beratung. Heidelberg (Carl-Auer).


Schmidt, Gunther (2006): Einführung in die hypnosystemische Therapie und Beratung. Heidelberg (Carl-Auer), 4. Aufl 2011.