Kölner Tagung Gruppenpsychotherapie mit Jugendlichen
(verfahrens- und methodenübergreifend)
Programm
ab 8:30
Ankunft, Registrierung auf Teilnehmerlisten, Kaffee
9:00-9:05
Begrüßung: Dr. Fabian Schneider
9:05-10:25
Vortrag: Dr. Andrea Stippel | Die neue Aktualität der Gruppentherapie
10:25 – 11:00
Kaffeepause
11:00-12:45
Workshop 1: Mona Lang & Désirée Beumers | Freude an Elterngruppen
Workshop 2: Dr. Reinhild Schwarte | Angewandte Improvisation als therapeutisches Werkzeug in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
12:45 – 14:15
Mittagspause (zur optionalen Buchung des Mittagsessens siehe Teilnahmegebühren hinten)
14:15 – 15:30
Vortrag: Dr. Wilhelm Rotthaus | Bezogene Bewältigung von Entwicklungsaufgaben im Jugendalter
15:30 – 15:45
Kaffeepause
15:45 – 17:30
Workshop 3: Sandra Vohl | Themenspezifische Gruppentherapie mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in belastenden Lebenssituationen: Erfahrungen, Chancen, Herausforderungen
Workshop 4: Dr. Fabian Schneider | Systemische Therapie, aktive Co-Regulation und Ego- State-Therapie in der Gruppenpsychotherapie mit Jugendlichen
ab 17:30
Wer anschließend Lust hat, Kontakte zu knüpfen oder die Themen der Veranstaltung zu reflektieren, ist herzlich eingeladen, im benachbarten Restaurant Offenbach am
Die Vorträge und Workshops
Vortrag: Dr. Andrea Stippel
Die neue Aktualität der Gruppentherapie
Es gibt eine neue Aktualität für die Gruppentherapie. Als wichtige Resilienzfaktoren in der Pandemie haben sich nach Auswertung der aktuellen Studien auf gesellschaftlicher Ebene -sozialer Zusammenhang und Unterstützung- gezeigt. Bei den Kindern und Jugendlichen gibt es leider Hinweise, dass sich auch postpandemisch depressive und Angstsymptome auf hohem Niveau halten könnten. Der gruppentherapeutischen Versorgung kann dabei mit ihren spezifischen Wirkfaktoren wie bspw. Erleben des nicht Alleinseins mit den eigenen Schwierigkeiten, Ausprobieren von neuem Verhalten im geschützten Raum und Erleben von Wertschätzung und Empathie für sich und andere, eine besondere Bedeutung zukommen. Bei der besonderen Form der Gruppenarbeit mit Kindern und Jugendlichen und ihren Eltern hingegen entsteht insbesondere die Möglichkeit zur Verbesserung der Eltern-Kind- Interaktion und -Kommunikation sowie dem Erfahrungsaustausch mit Anderen. Neben allgemeinen Aspekten erfolgt auch eine Vorstellung eigener Daten über die Familien-Gruppentherapie - wie und wovon haben die Familien im Miteinander profitieren können? (Stippel, A. E. (2015), Die Dialektisch-behaviorale Therapie für Adoleszente (DBT-A) Persönlichkeitsstörungen; 19: 23-32)
Vortrag: Dr. Wilhelm Rotthaus
Bezogene Bewältigung von Entwicklungsaufgaben im Jugendalter
Aus systemischer Sicht erfolgt die Bewältigung der Entwicklungsaufgaben von Jugendlichen (und jungen Erwachsenen) einerseits und Eltern andererseits in einem wechselseitig aufeinander bezogenen, gleichzeitig aber jeweils eigenständigen Prozess. Diese Betrachtung des Geschehens als parallele Koevolution unterscheidet sich deutlich von der in der Literatur dominanten Sichtweise, nach der elterliches Handeln als mehr oder weniger gezielte Förderung der Entwicklungsaufgaben ihrer Jugendlichen angesehen wird. Aus der systemischen Betrachtung des Geschehens als individuelle, aber miteinander korrespondierende Entwicklung eröffnen sich vielfältige therapeutische Möglichkeiten, wie an einigen Fallbeispielen dargestellt wird.
Workshop 1: Mona Lang & Désirée Beumers
Freude an Elterngruppen
In der begleitenden Elternarbeit im Gruppensetting soll den Elternteilen der Raum und die Möglichkeit gegeben werden, in einem geschützten Rahmen in den Austausch mit anderen Eltern zu gehen, deren Kinder ebenfalls psychisch erkrankt sind. Unserer Erfahrung nach fühlen sich Eltern in diesem besonderen Austausch meistens verstanden und gehalten, da in anderen Settings häufig nur von den positiven Entwicklungen der Kinder gesprochen wird. Ihr Gefühl, keine guten Eltern zu sein und „falsche Kinder“ zu haben, wird in dieser Arbeit aufgegriffen und korrigiert. Schuld- und Scham-Themen erhalten einen Rahmen, indem Eltern sich gegenseitig anvertrauen und unterstützen. Elterngruppen dienen also primär der Interaktion der Eltern untereinander und sind nicht dafür gedacht, Informationen aus der Therapie der Kinder und Jugendlichen im Stil eines Elternsprechtages weiterzugeben. In unserem Workshop möchten wir, auch anhand von Videoaufzeichnungen, unsere positiven Erfahrungen mitteilen, Besonderheiten und schwierige Situationen aufgreifen und Lösungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen.
Workshop 2: Dr. Reinhild Schwarte
Angewandte Improvisation als therapeutisches Werkzeug in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
Das Improvisationstheater findet derzeit besonders im kulturellen Bereich weltweit zunehmend Beachtung. Auch in der Psychotherapie gewann die Methode in den letzten Jahren verstärkt an Bekanntheit. Die Anwendungsbereiche sind vielfältig: Für soziale Phobien, depressive Erkrankungen, aber auch in der Traumatherapie oder der Arbeit mit Essstörungen bieten Elemente aus dem Improvisationstheater großes Potenzial. Nutzbar sind diese im Einzel-, Gruppen- und Familiensetting. Das Improvisationstheater bietet die Möglichkeit der ganzheitlichen, dabei insbesondere emotionsaktivierenden Behandlung. Es handelt sich nicht um vorgefertigte Rollenspiele, sondern um die Entwicklung von Szenen „aus dem Moment" heraus, die Entwicklung von Spontaneität sowie die bewusste Abkehr vom kognitiven Fokus. Weitere Grundprinzipien bestehen in einer zugewandten, kontaktoffenen, akzeptierenden Haltung („Yes, and...") sowie einer dezidiert positiven Fehlerkultur („Scheiter heiter!"). Zudem werden achtsamkeits- und konzentrationsfokussierte Methoden vermittelt. Auch in der Körperbildarbeit kann die Methode wirkungsvoll eingesetzt werden. In diesem Einführungsworkshop stelle ich die Methode des Improvisationstheaters sowie bewährte Übungen vor, die sich sowohl in der Einzeltherapie als auch in der Arbeit mit Familien und Gruppen nutzen lassen. Dargestellt werden die Möglichkeiten des Improvisationstheaters auf allgemeiner Ebene sowie exemplarisch der Ablauf einzelner Therapieeinheiten. Diese werden sowohl theoretisch vermittelt als auch praktisch erlebt. Erfahrung im Theaterspiel ist nicht notwendig, Voraussetzung ist lediglich die Bereitschaft, sich auszuprobieren.
Workshop 3: Sandra Vohl
Themenspezifische Gruppentherapie mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in belastenden Lebenssituationen: Erfahrungen, Chancen, Herausforderungen
Die gruppentherapeutische Arbeit mit jungen Menschen in belastenden Lebenssituationen ist eine bereichernde und lohnenswerte Aufgabe! Die Teilnehmenden sind oft hoch motiviert und profitieren unmittelbar von dem Kontakt und Austausch mit anderen Betroffenen im ähnlichen Alter. Wie lässt sich dies therapeutisch gut nutzen und mit anderen, altersspezifischen Themen, die ebenfalls mit eingebracht werden, verbinden? Nach kurzem fachlichen Input zu Gruppentherapien mit jungen Menschen nach einer Krebserkrankung / mit einer Verlusterfahrung gibt es einen praktischen Teil mit einer Fallarbeit in Kleingruppen, um die Besonderheiten themenspezifischer Gruppen mit den entsprechenden Chancen und Herausforderungen in den Blick zu nehmen. Der Workshop bietet darüber hinaus die Gelegenheit, sich mit möglichen Gruppenkonstellationen und Themen solch homogener Gruppen für die eigene Praxis auseinanderzusetzen.
Workshop 4: Dr. Fabian Schneider
Systemische Therapie, aktive Co-Regulation und Ego-State-Therapie in der Gruppenpsychotherapie mit Jugendlichen
Wie kann die Gruppentherapeutin einen lebendigen Dialog, die Gruppenkohäsion und dadurch letztlich die Intensivierung der Beziehungen zwischen den Jugendlichen und bestenfalls den Aufbau einer Peergruppe fördern? Eine Einführung in die Haltung der aktiven Co-Regulation, systemische Gesprächstechniken wie das Reihum und den Expertenrat und begleitende Eltern- und Geschwister-Gespräche. Dabei balanciert die Therapeutin ständig ihre Rolle neu aus zwischen der Förderung der Autonomie der Gruppe und einer fürsorglichen, Sicherheit bietenden Führungsrolle. In diese Struktur werden Interventionen aus der Ego-State-Therapie eingewoben, bei denen Kontakt mit zunächst Ressourcen-reichen, später auch mit Symptom-assoziierten Persönlichkeitsanteilen aufgenommen wird. Es wird ein Fallbeispiel vorgestellt und/oder eine Gruppenübung zum Ego-State der Inneren Stärke demonstriert.