71.2.6.3 Generell ergibt sich im Splitting-Muster die Möglichkeit psychische Konflikte dem Bewusstsein fern zu halten, indem die jeweils andere Seite des Konfliktes abgespalten und der gegnerischen Partei zugeschrieben wird (=Projektion), was durch die Tatsache, dass diese Seite des Konfliktes von ihr tatsächlich ausagiert wird, täglich Bestätigung findet, d.h. ein sozialer Konflikt (wir vs. die Anderen) schafft individuell Konfliktfreiheit (=Kollusion).

In der Psychodynamik lässt sich Konfliktfreiheit durch die Erzeugung oder auch nur Teilnahem an einem sozialen Konflikt herbeiführen, indem die nicht tolerierte (in psychoanalytischer Terminologie: abgewehrte) Seite des Konflikts be/ini einem realen oder phantasieren Gegenpart bekümpft wird.

Die These, die im Kollusionskonzept von Jürg Willi (im Anschluß an Dicks) vertreten wird, lautet, dass diese Kooperation bei der Bewältigung von Konflikten einen Modus der Partnerwahl darstellt. Man braucht eigene Handlungsimpulse nicht bei sich selbst unter Kontrolle zu halten, wenn man sie bei einem identifizierbaren Gegner zu kontrollieren versucht. Aber dieser Mechanismus ist nicht nur beim Zustandekommen und dem Erhalt von Intimbezieungen zu beobachtten, sondern auch in professionellen Bereichen. So hängt es oft nur von Zufällen ab, ob eine Person eine kriminielle Karriere entschlägt oder Polizist wird, ob jemand als Patient oder Arzt in der Psychiatrie landet usw.

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