Wilhelm Backhausen

Vor einigen Tagen ist Wilhelm Backhausen gestorben, geschätzter Kollege und langjähriger Freund. Trauriger Anlass für mich, einige Zeilen zu seinem Gedenken zu verfassen.


Wilhelm war einer dieser Grenzgänger zwischen Naturwissenschaften und Sozialwissenschaften, wie sie im systemischen Feld öfter anzutreffen sind. Er hatte Physik studiert (Dr. rer. nat.) und Philosophie; aber nicht zufrieden mit dem, was er dort erfahren hatte, studierte er ein weiteres Mal, diesmal Kommunikationswissenschaften und Psychologie.


Zunächst arbeitete er für das Fernsehen, wo er an der Produktion populärwissenschaftlicher Sendungen beteiligt war, um – Unruhegeist, der er war – nach einiger Zeit in die klinische Arbeit zu gehen. Er arbeitete in einer psychosomatischen Klinik, wo er schließlich für 15 Jahre eine Leitungsfunktion innehatte.


In dieser Zeit entdeckte er die systemischen Ansätze in der Therapie und damit unsere Heidelberger Gruppe, mit der er sich dann mal lockerer, mal fester – stets seine Autonomie wahrend – inhaltlich wie professionell verband.


Diese Verbindung intensivierte sich, als er sich selbständig machte und sich sein Interesse und sein Praxisfeld immer mehr in den Organisationsbereich verschob. Er gründete seine eigene Beratungsfirma und spezialisierte sich auf das Coaching von Führungskräften.


Bei Simon, Weber & Friends führte er über etliche Jahre einen Coaching-Kurs durch.


Doch weit mehr Gewicht hatte sein mehr als zwanzigjähriges Engagement an der European Business School in Oestrich-Winkel (EBS). Hier führte er – ich fand es immer eine geniale Idee – ein spezielles Modell des Coachings für die dortigen Studenten ein. Führungskräften aus der Wirtschaft wurde gratis eine systemische Coaching-Ausbildung angeboten. Als Gegenleistung hatten deren Absolventen dann die Aufgabe, Studenten der Hochschule unter Supervision zu coachen. Eine äußerst pfiffige Art der Unterstützung mit der EBS verbundener Führungskräfte wie auch der Studenten, bei der so ganz nebenbei auch noch die Vernetzung von Studenten und potenziellen späteren Arbeitgebern erreicht wurde. (Ich bezweifle aber – so, wie ich Hochschulen kenne – , dass den Kollegen an der EBS heute bewusst ist, welch Geniestreich Wilhelm da gelungen ist.) Immerhin: Anerkennung dafür erhielt er, indem er zum Honorarprofessor an der EBS ernannt wurde.


Beim Betrachten der Website der EBS, hatte ich den Eindruck, dass sein Modell auch künftig in seinem Sinne fortgeführt wird (auch wenn er selbst nicht erwähnt wird). Es wäre ja auch sträflich, es nicht beizubehalten – und eigentlich sollte es von anderen Hochschulen kopiert werden (Wilhelm hat sich, wie ich ihn kenne, bestimmt nicht das Copyright schützen lassen).


Bleibt noch zu erwähnen, dass er auch einige Bücher zum Management aus systemischer Sicht publiziert hat, die viel Aufmerksamkeit fanden…


Alles in allem: Ein Verlust für das systemische Feld, aber für alle, die sich mit ihm persönlich verbunden fühlen, noch weit mehr…