Olympischer Wettbewerb

Je länger diese Olympischen "Spiele" gehen, umso mehr gehen sie mir auf die Nerven. Dabei verfolge ich diese Olympiaden - mehr oder weniger bewußt - so lange ich denken kann. 1952 (ich war noch nicht einmal im Kindergarten): Emil Zatopek auf der Langstrecke, Anderl Ostler im Bob usw.


Aber heute? Da finde ich es eher komisch (und tragisch), wenn jemand sich quält, um einer vollkommen sinnfreien Leistung willen. Und sie tun mir leid, diese Athleten, die sich tagein tagaus quälen, um dann doch zu verlieren. Sie scheinen nicht wirklich Spass an ihrer körperlichen Betätigung zu haben. Harte Arbeit. Sterile Aufgeregtheit.


Was ich ganz gern sehe, sind irgendwelche Mannschaftssportarten. Da wird kombiniert, da ist auch oftmals Spass am Spiel zu sehen. Aber davon abgesehen: der Kult der individuellen Leistung, des Wettbewerbs, des Schemas Entweder-oder, ich oder du, einer gegen alle anderen.


Da stellt sich ja die Frage, in welcher Phase der Weltgeschichte diese Olympiaden kreiert wurden. Im klassichen Griechenland wahrscheinlich in einer Zeit, in der die Idee des handelnden Individuum erfunden wurde, und in der Neuzeit als die kapitalistische Marktwirtschaft in der Folge der industriellen Revolution ihre Triumphe feierte. Die sozialen Überlebenseinheiten auf dem Lande waren aufgeknackt worden, die Arbeit suchenden und landlosen Kleinbauern wurden in Fabriken gesteckt. Triumph der Austauschbarkeit des Einzelnen als Teilnehmer am Markt, und der Sport als der Gottesdienst dieses Prinzips. Man suche sich eine klitzekleine Kompetenz oder Fähigkeit aus dem Universum des individuellen Potentials, kultiviere sie, und so hat man die Chance, als Einzelner Ruhm, Ehre oder einfach nur einen Platz in der Gesellschaft zu finden.


Ein Thema, über das es sich wahrscheinlich lohnen würde, noch ein wenig mehr nachzudenken. Ich finde das alles jedenfalls ziemlich disgusting.