10. Todestag von Paul Watzlawick
Am 31. März 2007 ist der Psychologe, Soziologe und Philosoph Paul Watzlawick gestorben. Sein 1969 erschienenes und zusammen mit Janet H. Beavin und Don D. Jackson geschriebenes Buch über die „Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen und Paradoxien“ markiert für viele einen Neubeginn in der Kommunikationstheorie.

Besonders mit dem ersten seiner fünf Axiome zur menschlichen Kommunikation, dem Satz „Man kann nicht nicht kommunizieren“ nahm er es mit keinem Geringeren als dem Philosophen Ludwig Wittgenstein auf. Watzlawicks These könnte als Gegenthese zu Wittgensteins „Worüber man nicht reden kann, muss man schweigen“ leicht (miss-)verstanden werden. Sie als Erweiterung und Öffnung zu lesen, wird Watzlawick im Kontext seines Gesamtwerks wesentlich besser gerecht.

 „Man kann nicht nicht kommunizieren“ schließt eben auch das Schweigen ein. Und nicht nur das Schweigen: Kommunikation umfasst Habituelles und Gestik, die kulturellen, historischen, grammatikalischen Sedimente der Sprache, um nur einige ihrer möglichen Deutungshorizonte zu benennen. Alle zusammen bilden ein vielschichtiges Angebot, aus dem die Kommunizierenden bewusst – noch öfter unbewusst – „Bedeutungen“ auswählen. So entstehen Konstruktionen von Wirklichkeit und folgerichtig Wirklichkeiten als Konstrukte. Man wartet fast ein wenig darauf, dass Watzlawicks Thesen auch in der aktuellen Diskussion um populäre Schlagworte wie „postfaktisch“ Ihre Relevanz und Modernität erneut voll entfalten und zur Klärung beitragen.

Einem breiten Lesepublikum wurde Paul Watzlawick mit seinem Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“ bekannt. Für Fritz B. Simon, Herausgeber des Carl-Auer Verlags, zählt die Begegnung mit Watzlawicks Kommunikationstheorie zu den intellektuell prägenden Erfahrungen. Simon selbst bezeichnet Watzlawick bis heute als seinen Mentor.

Sehen Sie hier ein Video mit Paul Watzlawick zur Frage, warum Probleme, auf deren Lösung Menschen ihre ganze Kraft konzentrieren, dennoch keine Lösung finden. Bei Carl-Auer erschien u.a. der von Paul Watzlawick und Peter Krieg herausgegebene Titel „Das Auge des Betrachters – Beiträge zum Konstruktivismus“.

Carl-Auer-Literaturtipp:
Paul Watzlawick, Peter Krieg: „Das Auge des Betrachters – Beiträge zum Konstruktivismus
Fritz B.Simon: „Meine Psychose, mein Fahrrad und ich – Zur Selbstorganisation der Verrücktheit“