Eluana

Schaut man das italienische Fernsehen (was ich manchmal tue), dann beherrscht in diesen Tagen ein Thema die Nachrichtensendungen: "Die letzten Tage von Eluana".


Eluana Englaro ist eine Frau, die im Januar 1992 einen Unfall hatte und seither im Wachkoma liegt. Bereits 1999 hatte ihr Vater versucht, durch das Gericht einen Abbruch der lebenserhaltenden Maßnahmen durchzusetzen. Der Antrag wurde abgewiesen. Jetzt hat das Cassationsgericht angeordnet, dass die künstliche Ernährung von Eluana einzustellen ist.


Die Wogen der öffentlichen Diskussion schlagen hoch. Von "Euthanasie" ist die Rede, der Vatikan empört sich, die Talkshows behandeln kaum mehr andere Themen. Und die Polizei beginnt - nach 17 Jahren - Ermittlungen über den vermeintlichen Willen der Patientin anzustellen. Die Versicherungen des Vaters, seine Tochter habe immer gesagt, sie wolle in solch einem Fall nicht am Leben gehalten werden, gelten als nicht glaubwürdig...


Verständlich ist die Aufregung ja schon. Schließlich geht es um die Frage der Grenzen der (vermuteten) Selbstbestimmung, mögliche und unmögliche Patientenverfügungen (die eingeführt werden sollen), die Pflicht des Staates das menschliche Leben zu schützen usw.


Interessant ist allerdings, wie die Berlusconi-Regierung nun versucht, einen politischen Gewinn aus dieser Kontroverse zu ziehen, indem sie ankündigt, eine Eilverordnung zu erlassen, die - gegen das Gerichtsurteil und damit auch gegen das geltende Recht - die Ärzte verpflichtet, Eluana am Leben zu halten. Ein weiteres Indiz für den bejammernswerten Zustand des gegenwärtigen politischen Systems in Italien.