Goldmann Sachs

Vor einigen Tagen lief in ARTE eine Dokumentation über Goldmann Sachs. Wer sie gesehen hat, wird keinen Zweifel mehr daran haben, dass diese und ähnliche Großbanken möglichst schnell zerschlagen gehören. (ich hatte auch vorher schon keinen Zweifel daran).


Goldmann Sachs ist weltweit tätig und betreibt eine Machtpolitik, die inzwischen kaum mehr durch irgendwelche staatlichen Regelungen in Zaum gehalten wird (und werden kann). Dabei betreibt diese Firma ihr Geschäft in einer Manier, die nur noch mit Wildwest-Methoden zu vergleichen ist.


Dass sie einer der Big-Player war, die zur Finanzkrise und dem Beinahe-Zusammenbruch des Weltfinanzsystems maßgeblich beigetragen haben, sollte allgemein bekannt sein. Auch dass sie - allen traditionellen Werten des ehrlichen Kaufmanns oder verläßlichen Bankers zum Trotz - Hypotheken, die mieser Qualität waren, verbrieft, zu Wertpapieren gebündelt und verkauft hat, um dann anschließend gegen die eigenen Kunden darauf zu wetten, dass diese Hypotheken nicht bedient werden bzw. die Wertpapiere ihren Wert verlieren (d.h. nur noch den Papierwert haben), ist ja auch bekannt. Und dass Goldmann Sachs Griechenland dabei geholfen hat, seine wirtschaftliche Lage und Bilanzen so darzustellen, dass es in die Euro-Zone aufgenommen werden konnte, um dann anschließend gegen griechische Staatsanleihen zu spekulieren, weiß ja auch jeder. Und dass dieser Laden, die ja von vielen für eine kriminelle Vereinigung gehalten wird, sich prominente Politiker kauft, um sie als Lobbyisten einzusetzen... - geschenkt.


All das hat mich nicht erschüttert oder überrascht. Was mich in der Dokumentation am meisten beeindruckt hat, war die Schilderung einer Szene, die ungefähr so abgelaufen ist:


Eine Gruppe von zig Neueinsteigern bei Goldmann Sachs, alles sogenannte High Potentials, Absolventen der besten Unis etc., wird für den Freitag Nachmittag vor einem der wenigen langen Wochenenden (Montag ist Feiertag, und alle Amerikaner, die sowieso wenig Urlaub haben, nutzen es um einen Ausflug mit der Familie zu unternehmen) um 16 Uhr zu einem Treffen mit einem der Senior-Partner der Bank einbestellt. Bis um 17 Uhr ist er nicht erschienen. Alle warten, es wird 18 Uhr, niemand kommt. Die Wartenden werden unruhig, um 19 Uhr ist immer noch niemand da. Einige der jungen Leute beschließen zu gehen. Um 20 Uhr: Immer noch niemand da. Es gehen noch ein paar Leute. Um 21 Uhr: nichts. Um 22 Uhr schließlich kommt der Senior-Partner, läßt eine Anwesenheitsliste unterzeichnen und beendet die Versammlung. Am Montag werden alle entlassen, die vorzeitig nach Hause gegangen sind.


Ich könnte mir gut vorstellen, dass so etwas in Sekten praktiziert wird. Welche Art von Menschen wird durch solch ein Selektionsverfahren ausgewählt? Wer unterwirft sich ohne Not diesen Methoden? Was heißt das für die Karrieremuster in diesem Laden? Wer kommt schleßlich aus welchen Gründen an die Spitze des Unternehmens?