Mehdorn

Seit Jahren bin ich ja Vorsitzender des Hartmut-Mehdorn-Fanclubs (früher war ich Vorsitzender des J.R. Ewing-Fanclubs, und diese Erfahrung hat mich letztlich auch qualifiziert, den Mehdorn-Fanclub zu gründen und zu leiten).


Wenn Mehdorn jetzt Chef des neuen Berliner Flughafens wird, so meinen ja lästerliche Mäuler, dies geschehe, weil niemand sonst in Deutschland so gelassen und unbeeidnruckt mit Verspätungen umgeht wie unser Herr Mehdorn. Letztlich wurden ja über lange Jahre Verspätungen in der nach oben offenen Mehdorn-Skala gemessen. Sicher ein Grund, ihn für diese neue Aufgabe, die primär aus der Bewältigung einer gigantischen Verspätung besteht, zu qualifizieren.


Trotzdem glaube ich nicht, dass dies die Motivtion für seine Berufung ist. Nein, es geht nicht wirklich um sachliche Qualitäten von Mehdorn. Wir haben es hier mit dem genialen Schachzug von Wowereit, Platzeck und Ramsauer zu tun, den für den Flughafenbau verantwortlichen Politikern. Sie sind ja in den letzten Monaten/Jahren, seit der Flughafen immer wieder nicht eröffnet wird, in den Fokus der Öffentlichkeit geraten und als Aufsichtsräte bzw. Vertreter der Eigentümer einer starken Kritik ausgesetzt...


Einen Flughafenchef einzustellen, der seit Jahren als der unbeliebteste Manager Deutschlands gilt, ist in dieser Situation einfach genial. Er wird auch am Flughafen - zuverlässig ist er ja - all das tun, was ihn so unbeliebt gemacht hat. Er wird unpopuläre Entscheidungen treffen (ob sie nun nötig sind oder nicht), er wird sie eigensinnig und ohne auf Widerspruch zu achten verkünden, vertreten und durchkämpfen; kurz gesagt, er wird eine seiner Kernkompetenzen - sich unbeliebt zu machen - auch am Berliner Flughafen zur Wirksamkeit bringen.


Und die Folge? Kein Mensch wird mehr über Wowereit oder Platzeck oder Ramsauer sprechen, Mehdorn wird seine Rolle als Schuldzuweisungs- und Vorwurfsstaubsauger perfekt erfüllen. Sachfragen spielen dann nur noch eine unergeordnete Rolle. Mit Mehdorn hat man den (Sünden-)Bock zum Gärtner gemacht - und er ist offenbar masochistisch genug und/oder von sich selbst hinreichend überzeugt, dass er solch einen Job annimmt.


Immerhin: Termine hält er ein. Den Berliner Hauptbahnhof hat er pünktlich zur Fussballweltmeisterschaft eröffnet. Nur Miesmacher weisen darauf hin, dass er dafür das Dach der Haupthalle habe kürzen lassen, was nicht nur ein ästhetischer Supergau sei, sondern dass er auch die Passagiere der ersten Klasse im Regen stehen lasse. Wahrscheinlich wird er am Flughafen die Start- und Landebahnen verkürzen - oder den Brandschutz (d.h. nur für kurze Brände geeignet).