Schland

Tag der Einheit. Grund sich mit dem "Deutschtum" auseinanderzusetzen. In den letzten Tagen geschah dies auch in einigen von mir gelesenen Journalen.


In der taz vom Freitag stand ein langer Artikel des früheren taz-Korrespondenten aus Paris, der wieder nach Berlin zurück gekommen ist, und - aufgrund des erlebbaren Unterschieds zwischen hier und dort - eine Lobeshymne auf Deutschland schreibt ("Das ungelobte Land").


Und in der Zeit von dieser Woche beschäftigt sich das Dossier mit der Frage, warum Deutschland im Moment eines der beliebtesten Länder in der Welt ist (außer in Griechenland).


Der gemeinsame Nenner: Wir sind ein Völkchen von Leuten, denen die Egozentrik im vorigen Jahrhundert ausgetrieben worden ist, das demütig alles Ausländische großartig findet und sehr selbstkritisch auf das eigene Land schaut. Das alles ist die Voraussetzung, von anderen zu lernen und sehr sorgfältig mit den eigenen Strukturen umzugehen, d.h. den gesellschaftlichen Status quo kritisch zu betrachten und gegebenenfalls auch zu ändern... (Atomausstieg etc.).


Daher findet man auf den Straßen von Berlin in diesen Tagen eine mediterrane Lebensfreude, die Menschen sind locker und tolerant (nicht nur in Berlin), man ist relativ offen und flexibel, weniger borniert als in manch anderer Gegend der Welt.


Ich selbst bin ja auch schon ein-, zweimal im Ausland gewesen und finde auch, dass man in Deutschland ganz gut leben kann (um hier auch mal was Positives zu schreiben und nicht nur - typisch deutsch - an allem rumzumosern [obwohl das ja die Ressource ist, die wir nutzen und auf keinen Fall aufgeben sollten]).


Was in beiden Artikeln noch einmal ins Bewußtsein gerufen wurde, ist die Liberalität, die inzwischen das politische Leben kennzeichnet: eine Frau als Bundeskanzlerin, ein schwuler Außenminister, ein im Rollstuhl sitzender Finanzminister, ein gebürtiger Vietnamese als Wirtschaftsminister... (zu Adenauers Zeiten alles vollkommen undenkbar).