Thatcher

Heute ist Margaret Thatcher im Alter von 87 Jahren gestorben. Sie war wahrscheinlich eine der einflussreichsten Persönlichkeiten in der Politik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.


Über die Bewertung ihrer Tätigkeit streiten sich die Experten. Ich persönlich gehöre zu der Fraktion derer, die sie (mit-)verantwortlich für die Krise, in der gegenwärtig die westliche Gesellschaft steckt, macht.


Natürlich ist es problematisch, Verantwortung so einseitig zuzuschreiben. Die neoliberalen Wirtschafts- und Politikkonzepte, der Marktfundamentalismus, die Verabschiedung des Staates aus der Verantwortung für den Einzelnen bzw. eine minimale Lebensqualität für jeden, die Steigerung der Unterschiede zwischen Arm und Reich (usw.), für die Margaret Thatcher steht, kann nicht allein ihr bzw. ihrer Macht zugeschrieben werden. Ohne die Kooperation von Ronald Reagen hätte ihre Ideologie nicht diese weltweite Wirkung erreichen können. Und natürlich tragen alle auch Verantwortung, die den Konzepten der beiden folgten (bzw. der Wissenschaftler, die diese schwachsinnigen Konzepte ursprünglich mal entwickelten).


Trotzdem: Wenn schon personalisieren, dann sind Thatcher und Reagen diejenigen, die hier an erster Stelle als "Übeltäter" zu identifizieren sind.


Beide haben im höheren Alter an Demenz gelitten, so dass ihnen das Bewußtsein ihres Scheiterns bzw. des Scheiterns ihrer marktfundamentalistischen Ideologie erspart blieb.


Ich weiss nicht, warum mir gerade jetzt ein alter Witz einfällt:


Bei einer Beerdigung spricht der Grabredner fast nur über die Tatsache, dass der Tote immer gut rasiert gewesen sei. Als er nach der Feier gefragt wird, warum er sich so in das Rasiertsein des Verstorbenen verbissen habe, antwortet er, über die Toten dürfe man doch nur Gutes erzählen...