Putin und die nackte weibliche Brust
“Oben –ohne –Aktivistinnen attackieren Putin” heißt es anlässlich der weiblichen Attacke auf Putin (Spiegel-Online). Gegnerinnen des russischen Präsidenten Putin hatten sich durch ihren Auftritt für einen Zwischenfall auf der Hannover-Messe gesorgt. Die barbusigen Frauen stürzten sich auf Putin und Merkel als diese gerade den Stand von Volkswagen verlassen wollten.
Das Aufmacher-Foto bei Spiegel-Online bringt es auf den Punkt. Möchte anhand einer einfachen Bildbetrachtung, so wie ich sie damals im Gymnasium in der Obersekunda gelernt habe, die Bildgeschichte nachzuzeichnen versuchen. Eine Bildgeschichte, die in der Berichterstattung so „natürlich“ nicht geschrieben wird.
Also:
Eine barbusige Frau reißt die Arme nach oben. Sie schaut der ihr gegenüberstehenden Frau, es ist die Kanzlerin, direkt ins Gesicht. Merkel ist regungslos erstaunt. Ihr Blick direkt im Kontakt mit der barbusigen Frau. In der Kommunikation gilt ein solcher unmittelbarer Blickkontakt als ein unverzichtbares wichtiges Zeichen für die Chance auf eine gelingende Kommunikation. Wird die Kanzlerin diese Gelegenheit (im Gespräch mit Putin später nutzen), könnte man die Geschichte weiterdenken.
Die neben Merkel stehende blonde Dame lacht herzhaft und schaut mit diesem klaren Gesichtsausdruck der barbusigen Frau ebenfalls direkt in die Augen. Die weiter im rechts und im Hintergrund stehenden Männer, eher regungslos (teilnahmslos?), registrieren das, was da gerade passiert, aber eben eher in vornehmer Zurückhaltung. Oder im gehemmten Selbstausdruck.
Der eigentliche Haupt-Protagonist, so scheint es dem genauen und sorgsamen Bildbetrachter, ist links im Bild zu sehen. Den Kopf leicht nach unten geneigt, fixiert er, offensichtlich mit einer erhöhten Nackenspannung (Stiernacken?), mit einem eindeutig nicht den Augenkontakt suchenden Blick die barbusige Frau.
Sein Mund und die leicht nach vorn gestülpten, gespitzten Lippen scheinen süffisant schmunzelnd zu lächeln. Sie verleihen dem männlichen Gesicht einen spitzbübischen, fast hinterhältig-eindeutigen Ausdruck, den er auch nicht zu verbergen scheint. Die Daumen seiner beiden Hände, (eindeutig?) nach oben gerichtet, komplettieren diese Geste, die manch einer kennt, wenn „typische Kerle“ es mal wieder nicht lassen können.
Rumpf und der ausgestreckte Arm eines Bodyguards (diesen Beruf könnte man in diesem Bildkontext vermuten) zwischen Putin und der Frau unterstreichen die Schnelligkeit und Kompetenz des Bodyguards.
Diese Geste lässt aber offen, wer vor wem geschützt werden soll: Putin vor der barbusigen Frau (dabei frage ich mich, was sie ihm denn tatsächlich antun könnte) oder die Demonstrantin vor dem russischen Präsidenten und seiner eindeutigen Geste.
Was ist mit diesem Mann, frage ich mich schließlich, dass er sich eine solche Geste nicht in seiner eigenen Heimat zu zeigen traut?
Was ist mit deutschen Politikern, die trotz einer engagiert geführten Brüderle-Debatte, eine solche Geste einfach weg-ignorieren.
