Theorien und Daten

Vorgestern habe ich in der FTD einen Artikel gelesen, indem die Daten unterschiedlicher europäischer Länder im Blick auf die Flexibilität des Arbeitsmarktes verglichen wurden. Dabei zeigte sich, dass die marktfundamentalistischen Theorien, die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes würde dazu führen, dass die Volkswirtschaften blühen, offensichtlich nach Lage der Daten nicht zu halten ist. Im Gegenteil... (aber wer läßt sich schon gern seine Theorie durch Daten falsifizieren?).


So ist in Italien der Kündigungsschutz beispielsweise geringer als in Deutschland. Das Arbeitslosengeld, das angeblich dazu führt, dass ihre Bezieher sich in die Hängematte legen, ist in Italien, Spanien, Griechenland und Portugal, wenn man sie diesen Theorien entsprechend bewertet, geradezu ideal (=niedrig oder nicht existent), während es in Deutschland nur mäßig ist (= mittel), aber in den Niederlanden und Dänemark schlecht (=hoch).


Die Jahresarbeitszeit ist in Italien, Spanien, Griechenland, Portugal und Irland weit höher als in Deutschland (von wegen südländische Faulheit! Fleiss und Effizienz haben wenig miteinander zu tun, manchmal erweist sich das eine geradezu das Gegenteil des anderen...).


Es gibt noch etliche andere, teilweise widersprüchliche Daten in dem Artikel. Aber alles in allem scheint mir deutlich, dass die ganzen marktfundamentalistischen Theorien zwar im Sinne der Profitabilität des einzelnen Unternehmens stimmig sein mögen (obwohl auch das einer genaueren Überprüfung bedürfte), aber die Annahme, dass "was für Ford gut ist, auch für die USA gut ist" (verbreitetes Vorurteil), scheint mir sehr gewagt. Die Interessen eines Staates und die eines einzelnen Unternehmens unterscheiden sich gravierend. Und die Steuerung eines Unternehmens und der Volkswirtschaft (=Wirtschaftspolitik) müssen unterschiedlichen Rationalitäten folgen.


Dass beide immer wieder gleich gesetzt werden, ist ein Zeichen von Idiotie...