Eine Rede ist wie eine Liebesaffäre

„Eine Rede ist wie eine Liebesaffäre: Jeder Dummkopf kann damit anfangen. Sie zu Ende zu bringen, erfordert einige Geschicklichkeit“. ( Marcello Malpighi)


Wer liebt es nicht, wenn die Zuhörer einem an den Lippen hängen? Wer kennt nicht diese Momente, wie man durch gezielte Pausen sein Publikum zur gespannten, erwartungsträchtigen Stille verführt? Wer erinnert sich nicht gerne an die Vorbereitung, an das Vorspiel dessen Höhepunkt die Rede am nächsten Tag sein wird? Wer saugt nicht den begehrenden, begehrenswerten Blick des Redners in sich auf? Den Blick des Redners, der einen so zu faszinieren vermag.


Wer genießt nicht noch gerne nach Jahren die Erinnerung an den ersten, entjungfernden Applaus.


Wer kennt aber nicht auch die mäandernden selbstverliebten Ausführungen desjenigen, über den man anschließend die Nase rümpft.


So mancher, der eine Rede hält, bemüht sich einerseits um die kommunikative Passung, wie es einem im Rhetorik-Seminar empfohlen wird. Ertappt sich aber andererseits vielleicht ja auch bei der subtilen Selbstverführung, indem man sich auf eine besonders ausgefallene Art und Weise rhetorisch auf zu hübschen versucht. Vor dem inneren eigenen kritischen Auge mit dem Argument kaschiert: man müsse sich doch für das kommende Rendevouz besonders aufbrezeln.


Nun: eine Rede hat was von einer Liebesaffäre. – Aber bitte nicht zu oft. Bitte nicht jedes Mal, wenn man in die Bütt steigt.


Affären können auch schlichtweg nerven oder anstrengend sein. :-)