Umfrage: Deutsche Unternehmen werden zu konservativ gesteuert
Innovative Führungsmodelle sind in deutschen Unternehmen rar. Das leitende Management vertraut eher auf traditionell direktive Methoden, obwohl eine integrative Führungskultur ein wesentlicher Faktor der Arbeitgeberattraktivität ist und mitentscheidend dafür, zu welchem Unternehmen ein guter Bewerber geht. Auf diesen Punkt bringt Alexander Cisik, Professor für Arbeitspsychologe an der Hochschule Niederrhein, das Ergebnis einer Umfrage  unter Berufstätigen verschiedener Unternehmen, Branchen und Berufsgruppen.

V
iele Befragte bemängeln das Verhältnis von Fordern und Fördern. Zwar würden ganz selbstverständlich hohe Erwartungen an die Leistung der Mitarbeiter gestellt, attraktive Zukunfts- und Entwicklungsperspektiven vermissten die meisten Beschäftigten jedoch. Das Führungsverhalten wird in großen Unternehmen oft besser beurteilt als in kleinen. Fast die Hälfte der Befragten hatte bereits strategische Veränderungen des Führungsstils erlebt, erklärte jedoch, zur Verbesserung der Unternehmenskultur und -kommunikation hätten diese nicht beigetragen. Woran genau sich das Ausbleiben positiver Veränderungen in der Führungskultur festmacht, lässt die Umfrage offen.

Aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet Matthias Ohler, Leiter der Carl-Auer Akademie, in seinem Beitrag zu „Reden reicht nicht!?“ Kultur- und Sprachräume in Gesellschaften und Organisationen, wozu auch die Führungskultur von Unternehmen und Institutionen zählt, indem er den Begriff der „Atmosphäre“ ins Spiel bringt: „Wir kennen Atmosphären als von uns unabhängig erlebte Größen, zugleich kennen wir unsere und tausenderlei andere Beiträge zu dem, was wir dann als wie unabhängig von uns geschehend erleben (…) und wir wissen von scheiternden Versuchen, entstandene Gegebenheiten zu ändern (z.B. wenn es Streit gibt und wir kein Ende finden).“ Gerade die Aufmerksamkeit auf das luzide, unwägbare, changierende, nicht ganz klar verortete Phänomen der Atmosphäre bietet für Ohler die einmalige Chance, Perspektivwechsel vorzunehmen und damit echte Veränderungsprozesse anzustoßen.
Lesen Sie einen Auszug aus Matthias Ohlers Essay am Ende dieser Seite (pdf).

Carl-Auer-Literaturtipps:
Christina Grubendorfer: „Einführung in systemische Konzepte der Unternehmenskultur“
Fritz B. Simon: „Einführung in die systemische Organisationstheorie“
Michael Bohne, Matthias Ohler, Gunther Schmidt, Bernhard Trenkle (Hrsg.): „Reden reicht nicht!? – Bifokal-multisensorische Interventionsstrategien für Therapie und Beratung“