Originelles aus der Schweiz

Eines der originellsten Interviews zum Thema Sex, das ich seit langem gelesen habe, bringt die NZZ  heute mit dem Schweizer Philosophen Alain de Botton. Das Interview geht zwar eskapistisch quer durch die Landschaft, aber der Mann landet ein paar gute Gags.


In Pornos Schüchternheit und damit Menschlichkeit einzuführen, und sie unterhaltsamer zu machen, ist schon ein ganz witziger Vorschlag.


Überlegenswert finde ich den Hinweis, Impotenz nicht als Problem zu sehen, sondern als Beweis von Zärtlichkeit und Geistestiefe.


Moralisch anspruchsvoll ist sein Vergleich von Oralsex mit dem Kuss, den ein Priester dem Sünder aufdrückt als Zeichen, daß Gott ihm verzeiht... „Dadurch dass wir das Geschlechtsteil unseres Partners küssen, saugen und lecken, lassen wir seiner Person eine Zustimmung zuteil werden, die ich mit der Vergebung ihrer Sünden vergleiche“....so bedeutungsreich habe ich das noch nie gesehen.


Für moralisch ambivalenzfreie Menschen ist der Hinweis eine besondere Herausforderung, daß im Fall eines Seitensprungs nicht der fremdgehende Partner sich entschuldigen sollte, sondern der betrogene und zwar dafür, nicht begehrenswert genug zu sein. Das finde ich allerdings etwas viel verlangt.


Vielleicht – so endet das Interview -  ist der Sex einfach eine zu intime Angelegenheit für die Ehe.


Das ewige Rätsel, wie sich Liebe, Sex und Familie vereinbaren lassen, hat Botton zwar auch nicht gelöst, aber seine interessanten De- und Rekonstruktionen sind nicht nur altbacken sozialkritisch, sondern ausgesprochen anregend heiter.


Und jetzt bestelle ich das Buch zum Interview: Alain de  Botton „Wie man richtig an Sex denkt“. Kailash Verlag


Quelle: http://dominikimseng.com/2012/10/07/alain-de-botton-sex/