Viagra, Pfizer, „erektile Dysfunktion“ und Männer

Ein Mann mit 40 nimmt regelmäßig Viagra und bekommt zunehmend den Eindruck, davon abhängig zu werden. Er möchte Pfizer (der Herstellerfirma von Viagra) nahelegen,  Abhängigkeit als Nebenwirkung in den Beipackzettel aufzunehmen. Und Pfizer solle darauf hinweisen, daß Viagra nur Einfluß auf die Erektion, nicht aber auf die Männlichkeit hat. (In der Tat eine zentrale Unterscheidung in der Sexualtherapie von Männern!)


Das beschreibt ein sehr interessanter Film über die Erfindung der erektilen Dysfunktion,  über Männer, über Viagra, über die Abschottung von Pfizer vor kritischen Fragen. Für begrenzte Zeit ist er  in der Mediathek von arte zu sehen:


http://videos.arte.tv/de/videos/erectionman-6609808.html


Ich finde allerdings, daß die kritische Position des Films in einer Gegenabhängigkeit gefangen bleibt. Dem euphorischen Viagra-Hype von Pfizer setzt er eine latent hypochondrische Fixierung auf die „Nebenwirkung“ entgegen und betreibt ex negativo die Dramatisierung der dauergefährdeten männlichen Sexualität gerade weiter. Ob etwa die Lösung attraktiv ist, statt Viagra zu nehmen, lieber in Männergruppen zu gehen, sei dahingestellt.


Ich finde, man sollte sich weder in die Gefangenschaft der  euphorischen noch der bedenkenträgerischen Position begeben. Das sind alles Zuschreibungen, die das Gewicht eines Medikaments vergrößern, das Einfluß auf die Durchblutung der Schwellkörper nimmt. Nicht mehr. Der Rest ist Erfindung von Bedeutungen.