"Warentest" sexuelle Dienstleistung

Prostituiertenkunden sind vernetzt. Auf Internet-Seiten tauschen sie ihre Bewertungen aus. Die variieren zwischen schrecklich, versachlicht und unbeholfen. Meist sind das sehr detailgenaue Nachrichten an die Kunden-Kumpel, wo man welchen Sex preisleistungsgünstig kaufen kann. Wert schätzend.


Man darf sich nicht von der warenförmigen Rhetorik blenden lassen, mit der hier sexuelle Dienstleistungen beurteilt und weitergegeben werden. Die hat sogar eine gewisse Berechtigung, schließlich wird hier ein Service gemietet und nicht um eine romantische Begegnung geworben.


Aber es gibt eine ganz andere Dynamik unter der Oberfläche der Käuflichkeit. Mit der scheinbar selbstbewußten Verbraucherhaltung werden auch bedürftige Gefühle verborgen: der Wunsch, angenommen zu werden, eine freundliche Resonanz auf das eigene  Begehren zu bekommen,  für die körperliche Zuwendung nichts beweisen zu müssen. Alles sehr menschlich.


Interessant ist vor allem, daß der virtuelle Dialog nicht mit den Frauen stattfindet, sondern daß sich hier Männer an Männer wenden. Das Leistungsprofil der Frau wird kommunikativ weitergegeben, und so wird das, was möglicherweise an emotionaler Berührung und Kontakt mit der eigenen Bedürftigkeit stattgefunden haben könnte, abgeschlossen, indem es veröffentlicht wird.


Nicht die schönste, aber auch eine Facette männlicher Sexualität.