2016 - Das Jahr der kollektiven Regression

"Das Medium ist die Massage" (McLuhan) - und massiert wird die westliche Gesellschaft im Moment (andere wahrscheinlich schon länger, aber das kann ich nicht wirklich einschätzen).


Die "nächste Gesellschaft", die u.a. durch neue Medien - Computer, Internet, soziale Netzwerke - gekennzeichnet ist (Dirk Baecker beschäftigt sich ausführlich mit ihr) gekennzeichnet ist, hat in relativ kurzer Zeit zu gesellschaftlichen Veränderungen geführt (und sie werden noch zunehmen).


2016 war das Jahr, in dem wir Zeuge der Reaktionen auf diese Wandlungsprozesse wurden, und sie werden weiter gehen. Es ist ja nicht so, dass es den Pegidisten oder AfD-lern ökonmisch schlecht geht oder sie Hunger leiden. Es sind ja nicht in erster Linie Hartz-IV-ler, sondern erstaunlich viele Leute, die nach gutbürgerlichen Maßstäben als  gebildet gelten, und die sich für aufgeklärt und human halten. Sie sind nicht "abgehängt", sie haben aber Zweifel an den demokratischen (weniger an den ökonomischen) Strukturen, die seit dem Zweiten Weltkrieg unser Gesellschaftssystem charakterisieren. Sie haben Angst vor dem Kontrollverlust, und deswegen sind sie bereit die Qualitäten der offenen Gesellschaft zu riskieren  (dazu angehängt - s.u. - ein lesenswerter Artikel aus dem Economist, dem von mir geschätzten Zentralorgan des globalen liberalen Kapitalismus).


Mir scheint, dass die Lösungsideen, die im Moment von den Protagonisten der genannten Parteien, nicht nur an archaische Affektmuster anzuschließen versuchen (dazu muss ich nichts mehr schreiben, denn das habe ich schon oft genug getan), sondern sie scheinen mir auch von der Problemanalyse her falsch zu sein. Denn es wird auf alte Lösungsmuster zurück gegriffen: Grenzen hochziehen, autoritäre Strukturen, Kontrolle, Ethnozentrismus, Protektionismus, Isolationismus, Rückgriff auf Gewalt usw.


Um die Effekte dieser regressiven Maßnahmen zu illustrieren, scheint mir ein Vergleich, den ich neulich gelesen habe (leider weiss ich nicht mehr wo), am treffendsten:


Es ist, als ob ein Autofahrer merkt, dass er einen Fußgänger überfahren hat. Er stoppt, wird sich klar, dass das ein Fehler war. Was tun? Es wieder rückgängig machen! Er fährt zurück - und überfährt den Fußgänger noch einmal.


Shit happens, liebe AfD-, Trump-, PiS- oder Orban-Wähler... Ihr werden es sein, die da niedergewalzt werden.


Quelle: How to make sense of 2016 | The Economist