Lausiger Diskussionsstil

Wenn man sich den Stil anschaut, in dem zur Zeit in der Öffentlichkeit, vor allem aber im Netz, politische Diskussionen geführt werden - und dieser Blog ist keine Ausnahme -, so fällt auf, dass wenig auf sachliche Argumente eingegangen wird. Das ist es wohl, was als "postfaktisch" bezeichnet wird. Das Prinzip ist relativ einfach: (1) Jemand liefert ein sachliches Argument für seine Position oder Sichtweise, (2) die "Gegenseite" nimmt das Argument nicht zur Kenntnis, sondern antwortet auf der Beziehungsebene. Oder umgekehrt: (1) Jemand macht einen Aussage auf der Beziehungsebene, und die Gegenseite antwortet (2) mit Sachargumenten. Um ein Beispiel zu nennen: Ich nenne ein paar Poltiker, die den Berliner Anschlag für ihre - wie ich finde - niederen Zwecke nutzen, würdelos, und mir wird geantwortet, ich würde leugnen, dass es Attentate gibt, gab und wahrscheinlich geben mag (alles nicht wörtlich, sondern tendenziell). Ich schreibe, dass die Geschichte von Donald Trump Anlass zur Sorge gibt, und mir wird geantwortet, die Geschichte von Fidel Castro sei auch bekannt (oder ähnlich merkwürdig, wiederum alles nicht wörtlich, war mir zu mühsam, das noch mal vorzukramen).


Ich will mich aus dieser Kritik gar nicht ausschließen. Ich gehe - schon, weil ich ja nicht mehr kommentiere - nicht auf die Sachargumente meiner Kritiker ein, das ist sicher richtig. Was ich aber - soweit ich das überblicken kann - tue (oder versuche zu tun), ist, die Inhalts- und die Beziehungsebene der Argumentation auseinander zu halten.


Aber - das scheint ja das Hauptproblem zu sein - es geht wahrscheinlich ja gar nicht um die Auseinandersetzung über Sachfragen, sondern um konflikthafte Weltsichten, und damit dann natürlich um die Machtfrage, welche Sicht politisch (auch für die Gegenseite) bindende Entscheidungen zustande bringt und durchsetzt. Dazu der angehängte Artikel aus salon.com:


Quelle: No ad hominem, no ad Hitlerum: How to convince someone when facts fail - Salon.com