Berliner Flughafen (BER)

Der Bau eines Flughafens ist ein ziemlich komplexes Projekt, ein organisierter bzw. zu organisierender Prozess. Im Unterschied zu einer schon länger bestehenden Organisation kann dabei nicht auf laufende und funktionierende Routinen als „Wissen“ oder „Können“ der Organisation zurückgegriffen werden.


Wenn nun solch ein Projekt – wie in Berlin – in Schwierigkeiten gerät, dann erhebt sich sofort die Frage: „Wer ist schuld?“ Und die Antwort scheint dann naheliegend: die Planer, die Bauleiter u.ä. Und die Konsequenz scheint klar: Rauswerfen.


Doch, und das zeigt der Berliner Flughafen: Diese Lösung ist nicht sonderlich intelligent. Wenn man diejenigen, die für die Planung und Durchführung des Projektes zuständig sind, entlässt (z.B. die Architekten), dann kommt das einer Gehirnamputation des Projektes gleich. Denn letztlich sind die Planer und Bauleiter (die „Schuldigen“ am Desaster) die einzigen, die den Überblick haben (können), was schief läuft und wo nachgebessert werden muss. Jeder, der neu in solch eine Funktion kommt, muss von vorn anfangen, was nicht nur enorm viel Zeit kostet, sondern auch Geld.


Dem Impuls, irgendeinen als Schuldigen zu identifizieren, zu widerstehen, ist bei schief laufenden Projekten nur schwer zu widerstehen. Hier ist die Fähigkeit/Bereitschaft nötig, zwischen Inhalts- und Beziehungsebene zu trennen: Selbst wenn man auf der Beziehungsebene meint, ein (wirklich oder vermeintlich) Schuldiger sollte bestraft/ausgetauscht werden, so ist es notwendig um der Inhaltsebene willen, ihn im Amt zu lassen, bis die Probleme beseitigt sind.


Straf- oder Rachebedürfnisse kann man dann ja nachher noch abarbeiten. Jede „Sofortbefriedigung“ in der Hinsicht hat autodestruktive, das Erreichen des Projektziels verzögernde Wirkung.