Dobrindt

Die CSU verfügt ja über ein Repertoire vieler bemerkenswerter Politiker (man achte auf die Vieldeutigkeit des Begriffs "bemerkenswert"). Zu meinen Favoriten gehört Alexander Dobrindt. Er war sicher einer der auffälligsten Verkehrsminister, die wir je hatten. Auf jeden Fall hörte man von der Autoindustrie nur Gutes über ihn. Aber lassen wir das Nachkarten...


Gestern Abend hatte er einen Auftritt bei Maybritt Illner, der das Problem der CSU verdeutlichen konnte (wenn man genau hinhörte). Dobrindt versuchte die Entwicklung der Wählerwanderung (sprich: Erfolge der AfD wie auch der Grünen in Bayern und anderswo) nach dem alten Rechts-links-Schema zu deuten. Dabei rechnete er die AfD (gemeinsam mit der CDU/CSU) zum "bürgerlichen" Teil der Parteienlandschaft (schon dafür sollte er entmündigt werden). "Bürgerlich" scheint die neue - auch von Herrn Söder gern benutzte - Vokabel der CSU zu sein, mit der man die AfD-Wähler zurück gewinnen will. Doch das verkennt die Tatsache, dass die AfD eine radikal-autoritäre (und damit m.E. verfassungsfeindliche) Position inne hat, eine entsprechende Politik vertritt und vor allem die dem zugeneigten Wähler anspricht. Wenn das "bürgerlich" ist...


Robert Habeck, Vorsitzender der Grünen, der eine neue Frisur hat (und deswegen eigentlich auch entmündigt werden sollte), vertrat eine Position, die jenseits des Rechts-links-Schemas lag. Er argumentierte, dass die mit Globalisierung, Digitalisierung usw. verbundenen Probleme nicht mehr im Sinne dieser Unterscheidung in ihrer Relevanz erfasst werden könnten und daher ganz unideologisch nach pragmatischen Lösungen gesucht werden müsse.


Dass solche Lösungen nicht in der atavistischen Rückkehr zu mittelalterlichen Autoritäts- und Staatsvorstellungen, wie sich das klein Erna und die AfD vorstellen, gefunden werden können, hat er zwar nicht gesagt, aber, für mich wenigstens, ist klar, dass nicht der Abbau der offenen Gesellschaft neue und verträgliche Lösungen ermöglicht, sondern allein deren Fortentwicklung, denn sie stellt ein ziemlich intelligentes Modell dar. Mit Postkutschen wird man unsere Verkehrsproblem ja auch nicht lösen.


Interessant fand ich, dass zwischen Herrn Laschet, dem CDU-Vertreter am Tisch, und Habeck weit mehr Gemeinsamkeiten deutlich wurden als zwischen ihm und Dobrindt. Irgendwie haben diese narzißtischen Jungs von der CSU nicht mitbekommen, von welchem Bahnsteig der Zug abfährt, scheint mir. Auf jeden Fall schien Dobrindt irgendwie aus der Zeit gefallen, in seinem Denken in alten Zeiten zurückgeblieben...