Griechischer Doublebind

Drei Viertel aller Griechen wollen in der Euro-Zone bleiben, und drei Viertel aller Griechen wollen nicht die Schulden Griechenlands bezahlen.

So oder so ähnlich ist es in der Zeitung zu lesen oder in den anderen Medien zu hören. Ich weiss nicht, ob diese Beschreibung angemessen ist oder nicht. Aber, nehmen wir mal an, sie wäre es. Nach allgemeiner Auffassung (d.h. der von Frau Merkel) handelt es sich hier um einen Widerspruch, der logisch nicht aufzulösen ist: entweder- oder. Tertium non datur. Wenn sie in der Euro-Zone bleiben, dann sparen sie, wenn sie sparen, dann dann bleiben sie in der Euro-Zone vs. Wenn sie nicht sparen, dann fliegen/treten sie aus, wenn sie raus treten/fliegen, dann sparen sie nicht....

Beides gleichzeitig anzustreben läßt eine pragmatische Paradoxie entstehen. Wie wir seit der Doublebind-Theorie wissen, können solche paradoxen Anforderungen Menschen, die sich logischem Denken (=zweiwertig) verpflichtet fühlen, in den Wahnsinn treiben oder wenigstens zur Verzweiflung bringen.

Wenn man aber aus einer systemtheoretischen Perspektive drauf schaut, dann kann die Konsequenz auch eine andere sein (und so retten sich ja auch Individuen, die solchen pragmatischen Paradoxien ausgesetzt sind): Gesucht wird eine Lösung, die im Sinne des Tetralemmas (d.h. meiner Version des Tetralemmas) die Sowohl-als-auch-Option realisiert.

Solche, die Grenzen der zweiwertigen Logik überschreitenden Optionen produzieren entweder das, was man Wahnsinn nennt, oder das, was man als genial bezeichnet (kreativ ist beides).

In der Euro-Zone bleiben und gleichzeitig nicht in der Euro-Zone bleiben bzw. den mit dem Bleiben verbundenen Sparauflagen ausgeliefert zu sein, ließe sich z.B. durch eine - vom Chefvolkswirt der Deutschen Bank u.a. vorgeschlagene - Zweitwährung Griechenlands realisieren. Innerhalb Griechenlands wird der Retsina mit der Drachme bezahlt und die Schulden für den importierten Rheinwein werden in Euro getilgt...

Ein pfiffige Idee, finde ich. Wenn sie nicht beschlossen wird, so könnte sich solch eine Parallelwährung durchaus auch selbstorganisiert entwickeln. Ich halte die Wahrscheinlichkeit dafür für ziemlich groß. Es werden ja wahrscheinlich jetzt schon Naturalien getauscht. Der nächste Schritt zur Nebenwährung ist dann nicht weit.