James March

Ich habe ja das (unverdiente) Glück von Menschen umgeben zu sein, die nicht nur interessant, sondern auch noch interessiert - und intelligent, unterhaltsam, nett usw.) sind. Und einige von ihnen organisieren immer wieder Veranstaltungen, die zu besuchen sich für mich lohnt (obwohl ich leicht gelangweilt bin). Gestern war ich wieder bei solch einer Veranstaltung (in Berlin organisert vom "Club Systemtheorie", "Simon, Weber & Friends", der "Carl-Auer-Akademie" und dem "Carl-Auer Verlag"). Anlass war die Publikation des Buches von James March "Die zwei Seiten der Erfahrung".


James March ist einer der Vorreiter und Vordenker der Organisationswissenschaften. Fast alle heute proflierten Autoren berufen sich auf ihn. Auch Niklas Luhmann hat etliche der zentralen Konzepte von J. March übernommen und in seine Organisationstheorie eingebaut.


Gestern trafen nun zwei profilierte deutsche Organisationstheoretiker auf zwei Praktiker: Prof. Alfred Kieser (https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Kieser) und Prof. Stefan Kühl (https://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_K%C3%BChl) auf der Seite der Theoretiker, sowie Robert Stulle, einer der Eigentümer der Agentur Edenspiekermann (https://www.edenspiekermann.com/) und Andreas und Hermann Dethleffsen von der Norddeutschen Familienholding, einem seit mehr als 250 Jahren existierenden Familienunternehmen (http://www.hgdf.de/index.php?id=ueber-uns).


Kieser und Kühl sind ausgewiesene Kenner der Arbeiten von James March und haben in ihrem Input unterschiedliche Aspekte seiner  an der Beobachtung unternehmerischer Praxis orientierten Konzepte erläutert und diskutiert. Das war zum einen seine Infragestellung der Idee, manegeriale Entscheidungen würden rational gefällt. Zum anderen wurde sein Lernmodell zur Debatte gestellt, nach dem es wenig sinnvoll ist, sich an den Erfolgsrezepten Anderer zu orientieren. Die Unternehmer berichteten über die seit acht Generationen erfolgreichen Prinzipien der Führung eines Familienunternehmens bzw. die Agilität einer auf die Autonomie von Teams setzenden, international arbeitenden Agentur, die sich nicht über Ziele - nicht mal über die der Kunden - führen lassen, sondern im Laufe eines Projektes stets neu denken und entscheiden müssen (und können), angesichts der sich rasch ändernden Welt des Internets und der Bedürfnisse der Kunden.


Am Nachmittag wurde in zwei Workshops in die Details und die Konkretisierung gegangen, und mein Eindruck war, dass ein fruchtbarer Austausch zwischen Teilnehmern und Referenten gelungen ist.


Am Ende der Veranstaltung haben Torsten Groth, der die Veranstaltung federführend leitete, und ich noch kommentierend versucht, die Konzepte Marchs und die im Laufe des Tages gewonnenen Einsichten und Ideen in einen systemtheoretischen Rahmen zu integrieren.


Alles in allem war ich persönlich mit dem Tag sehr zufrieden, was hier nicht als Selbstlob verstanden werden sollte, denn ich war zwar wieder einmal formal Vertreter einiger der veranstaltenden Organisationen, aber ich habe mich nicht in die Planung oder sonst irgendetwas, das mit körperlicher oder geistiger Arbeit verbunden war, eingemischt. Ich habe mich, so eine meiner Einsichten des Tages, offensichtlich in die Gesellschaft der richtigen Leute begeben. Denn einer der Sprüche, die ich von einem Teilnehmer gehört habe und den ich mir gemerkt habe, lautete - sinngemäß: "Wenn Du der cleverste (von mir hier ergänzt um: schlaueste, kompetenteste, interessanteste, neugierigste usw.) Mensch im Raum bist, dann bist Du offensichtlich im falschen Raum. (Ich werde jedenfalls weiterhin versuchen, die richtigen Räume zu finden.)