Microtargeting
Christopher Wylie, der Whistleblower, der offen gelegt hat, wie die Daten von 50 Millionen Facebook-Nutzern dazu dienten, die US-Wahlen und die Brexit-Abstimmung zu beeinflussen, hat das Prinzip, nach dem dabei gearbeitet wurde, in einem CNN-Interview durch einen einleuchtenden Vergleich illustriert (hier sinngemäß zitiert):
Bislang war das Prinzip des Wahlkampfes in demokratischen Staaten, dass sich jemand auf einen Platz stellt und seine Botschaft verkündete. Dabei haben alle Anwesenden dieselben Worte und Sätze gehört (auch, wenn sie - wie ich ergänzen will - sie unterschiedlich interpretiert haben dürften).
Microtargeting funktioniert hingegen so, als ob jedem der Leute auf dem Platz etwas Anderes ins Ohr geflüstert wird, und zwar jeweils eine Botschaft, die zu seinem Persönlichkeitsprofil, seiner Weltsicht, seinen Vorlieben, Hoffnungen und Ängsten passt (ein Profiling, das sich mit den Facebook-Daten vornehmen ist). Es sind Botschaften, die unabhängig davon - wie ich wiederum ergänzen möchte - gegeben werden, ob sie dem Faktencheck standhalten oder nur einfach erfunden wurden.
Es ist wahrscheinlich, dass ohne diese Kommunikations- bzw. Manipulationstechnik die Ergebnisse der US-Wahl wie auch der Brexit-Abstimmung anders ausgegangen wären. So ist es nicht Zufall, dass die Leave-EU-Kampagne 40% all ihrer Ausgaben in dieses Microtargeting investiert hat.