Moral

Wenn ich die Jahre, die ich hier schon schreibe, zurück blicke, dann - da bin ich ziemlich sicher - habe ich noch nie mit Moral argumentiert. Aber jetzt scheint es mir wichtig, einen Blick auf dieses Thema zu werfen, denn - auch hier im Blog - scheinen im Gefolge von AfD und Leuten, die mit ihnen sympathisieren, die Sitten zu verwildern.


Moral liefert - um das theoretisch zu verkürzen - die Regeln, die jemand befolgen muss, wenn er nicht die Verachtung der anderen Mitglieder (s)eines sozialen Systems ernten will. Das hat also zunächst mal nicht viel mit persönlichen Werten, Ethik etc. zu tun, sondern mit dem Einhalten von Verhaltensregeln. Man kann schmutzige Gedanken haben, aber man sollte sie besser nicht äußern, wenn man nicht mit Mißachtung oder gar Verachtung gestraft werden will.


Seit in Europa immer mehr Politiker öffentlich auftreten und Ansichten äußern, die basale Werte der westlichen Welt in Frage stellen (Front National, AfD, FPÖ, PIS, Trump, Orban etc.), scheint auch der "Mann auf der Strasse" seine Hemmungen zu verlieren und seinen niederen Instinkten zu folgen bzw. "die Sau raus zu lassen".


Das führt dann nicht nur zur Verwahrlosung der Postings im Internet, sondern auch zu Handlungen. Beispiel: brennende Flüchtlingsheime.


Seit dem erfolgreichen BREXIT sind - auch ein gutes Studienfeld - in Groß-Britannien die Hate-Crimes rasant gestiegen:


"Hate crime surged in England, Wales and Northern Ireland in the second half of July – nearly a month after the EU referendum vote – according to the National Police Chiefs’ Council, up 58% rise compared with the previous year." (Guardian)


Insofern darf man meines Erachtens nicht einfach still sein, wenn solche Leute wie Frau Petry fordern, der Begriff "völkisch" solle rehabiltiert werden. Mir scheint, hier wird versucht, in kleinen Schritten wieder das Denken zu promoten, das Deutschland schon mal in den Abgrund geführt hat...


Und es geht m.E. auch nicht darum, den Leuten endlich zuzuhören. Sie sind ja laut genug, so dass ihre Botschaften kaum zu überhören sind. Ich persönlich lasse es mir - auch in Zukunft, ich bin ja nicht der Therapeut meiner Mitbürger - nicht nehmen, all denen, die z.B. Flüchtlingsheime anzünden, "Völkisches" rehabiliteren wollen, rassistische Ideen verbreiten usw. meine tiefe Verachtung zu schenken (was nicht heißt, dass ich die Kommunikation mit ihnen verweigern würde).