Reisen mit iPhone

Ich war ein paar Tage im Umland von Berlin unterwegs. Leider kann ich nur vermuten, in welcher Himmelsrichtung (von Berlin aus ist alles Osten!), denn ich habe mich aus experimentelen Gründen vollkommen meinem iPhone anvertraut.


Der Zielort war bekannt, das Hotel per iPhone gebucht. Und nachdem ich ihn in das mitgelieferte Navigationssystem eingegeben hatte, führte mich eine bemerkanswert ruhig Dame bzw. ihre Stimme an meinen Bestimmungsort. Allerdings - das ist eine der Lehren - ich war im Vergleich zu meiner alten Methode der Zielfindung ziemlich desorientiert. Der Überblick, der durch eine Landkarte nun einmal zu gewinnen ist, fehlte. Aber egal. Ich hatte die "Zielstrasse" trotz gelegentlicheer Mißachtung der Anweisungen (wegen baustellenbedingter Umleitungen) erreicht, und die Dame hatte nicht einmal geschimpft oder die Geduld mit mir verloren.


Als ich dann etwas unsicher war, ob die Wettervorhersage des iPhone auch korrekt war, weil der Himmel nach Regen aussah, schaute ich in die App "Regenradar". In der Gegend von Hannover war zwar Regen, aber bei meiner Stecknadel in der Karte (die mir dann doch zu einer gewissen Orientierung verhalf) war noch nichts von Regen zu sehen, und der Weg von Hannover war weit.


Bei einer Stadtbesichtigung konnte ich mein Auto einfach irgendwo stehen lassen, da ich beim Aussteigen in der App "Where is my car" meinen Parkplatz markiert hatte. Ich brauchte mir nicht zu merken, wo ich meinen Wagen gelassen hatte, da ich nach einem Gang durch verwirrende Gassen fürsorglich zurück geleitet wurde.


Daten zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt gab es bei Google. Wer kauft eigentlich noch Reiseführer?


Die Windvorhersage brauchte ich nicht, da ich nicht segel. Werde sie wieder löschen.


Im Hotel gab es keine vernünftige Tageszeitung, aber wLan, so dass ich meine gewohnte Morgenlektüre auch auf dem flachen Land vollziehen konnte (wirklich ein Fortschritt in der Menschheitsgeschichte).


Auch meine Mails konnte ich erledigen, weit weg vom Schuss (hätten womöglich auch warten können).


Und, kaum zu glauben, sogar Al Jazeera konnte ich im tiefsten Brandenburgischen sehen...


Menschen habe ich in den drei Tagen allerdings nicht sehr viele gesehen. Die Dörfer waren leer, die Städte auch. Ödnis überall. Keine interessanten Läden, keine einladenden Kneipen, ein paar alte und nett aussehende Kirchen, aber auch die waren leer. Wahrscheinlich, weil alle Leute in der Bude sassen und mit ihrem Smartphone internationale Fernsehprogramme schauten.