Thank you Nothingness

Trotz Schmerznot und Zeitnot habe ich es genossen hier einzukehren, um mit mir selbst Einkehr zu halten. Ich bedanke mich bei allen Leserinnen und Lesern für ihre Bereitschaft meine Gedanken zu lesen und mich zu begleiten bei der Entstehung meiner Gedanken beim Schreiben...im Weblog.


Ich möchte mich herzlich bedanken für die Gelegenheit hier schreiben zu dürfen und für die spezielle Form des Austausches von Gedanken und die ständig gegebene Möglichkeit des kennen Lernens unterschiedlichen Denkens und der Möglichkeit gegenseitiger Bildung und der gegenseitigen Erziehung...


Gerade beim Schreiben der eigenen Beiträge ist mir bewusst geworden, welche wunderbare Gelegenheit des Ordnens der Gedanken die Kehrwoche bereitet. Ich bedanke mich bei den Mitarbeitern des Carl Auer Verlags und besonders bei Fritz B. Simon (möge er auch die Braue ironisch hochgezogen haben, angesichts des heroischen Gegenstandes und der etwas linkischen Einknüpfung in ein Netzwerk, das vielleicht mehr dem pragmatischen beruflichen Austausch dienen soll, als der Ästhetik der Selbsterschaffung.)


Ich mache, trotz Rückennot, in meiner letzten Schleife nun den Versuch das Angedachte kritisch an einen postmodernen philosophischen Diskurs anzubinden. Ich stelle hierfür ein Zitat von Hans JOAS (Die Entstehung der Werte. S 229-230) über den Identitäts-Diskurs von Richard Rorty zur Disposition:


„Die Kontingenz unseres Daseins ist damit nicht mehr ein Grund für Sinnzweifel und Verzweiflung, sondern Chance zur Kreativität, zur Selbstschöpfung in variierenden Kontexten. Ironie wird so die Antwort auf die Einsicht in Kontingenz.


Die Einsichten in die Subjektivität des Wertens und die Kontingenz der Werte, die am Ausgang der Wertphilosophie standen, werden hierdurch weiter radikalisiert. Die im ganzen Diskurs über die Entstehung der Werte spürbare Tendenz, trotz dieser Einsichten den Bindungscharakter der Werte festzuhalten, wird von Rorty als Irrweg betrachtet. Aus der Einsicht in die Kontingenz lässt sich für ihn nur ein Imperativ der Selbstschöpfung gewinnen – und nichts jenseits dessen. Damit kehrt die Überlegung zu ihrem Ausgangspunkt in Nietzsches Werk zurück – freilich mit einer deutlichen Veränderung des Tonfalls. Von Nietzsches Verzweiflung, Leid und Hass, ja selbst von den grellen Tönen seiner Euphorie ist hier nichts mehr zu spüren. (...) Rorty bietet uns eine zivilisierte, auch domestizierte Variante nietzscheanischer Motive. Über einen bloßen Neonietzscheanismus geht sein Denken indes in zweierlei Hinsicht hinaus.


Zum einen ist sich Rorty der politischen Gefahren, die aus einem radikalen Ethos der Selbstschöpfung entspringen können, in aller Klarheit bewusst. Er trägt dem Rechnung, indem er dieses Ethos vollständig ins Privatleben der Bürger einer liberalen Demokratie verbannt – ihm aber in diesem Privatleben größte Wirkungsmöglichkeiten einräumen möchte: „Der Kompromiss, den dies Buch vertritt, läuft auf den Vorschlag hinaus: * Privatisiert* den Nietzsche-Sartre-Foucaultschen Versuch zur Authentizität und Reinheit, damit ihr euch davor schützen könnt, in eine politische Einstellung abzugleiten, die euch zu der Überzeugung bringen würde, dass es ein wichtigeres soziales Ziel als die Vermeidung von Grausamkeit gibt.““


Worüber ich, wie das hier nun einmal so ist, nur sehr wenig erfahren habe, ist, wie die Informationen und mein Denken von den Lesenden aufgenommen wurden. Andrerseits macht das nichts, denn es ging darum, mir selbst Klarheit zu verschaffen und bei mir Ordnung zu machen.


Ich kenne meine Stärken und meine Schwächen. Die Voraussetzung mit meinen Schwächen umzugehen ist, sie anzuerkennen.


Nun stellt sich mir die Frage, genügt es sie nur anzuerkennen oder kann/muss/will ich meine Schwächen besiegen?


Ich erlebe es so: entweder man bleibt beobachtend in der Ironie verhalten oder man will sich handelnd begeistern. Ich will mich begeistern. Also finde ich im Wissenschaftsleben, wie im Privatleben etwas mich Begeisterndes. Als Mensch ist man ein denkendes, bewegliches, handelndes Wesen. Man will es TUN. Nur zum Beispiel Aikido. Man geht hin, fängt an und die Voraussetzung dafür ist, seine Schwächen (die Nicht-Konditioniertheit, das Nicht-Können, das Nicht-Verstehen, die Nicht-Sensibilität, die körperliche und geistige Steifigkeit und Beschränktheit, die Schablonenhaftigkeit, die Aggressionsangst, usw. usf) anzuerkennen, sonst kann man nicht mal beginnen.


Man geht nun regelmäßig, mehr oder weniger begeistert hin und TUT es. Dadurch besiegt man allmählich im Tun und mit seinen Schwächen, die Schwächen. Auch die Schwäche der Stärke der Ironie.


Ist dies eine Frage der Moral oder des Moralisierens? Habe ich hier womöglich moralisiert? Nein, ich glaube nicht. Ich habe erzählt, was es ist und wie ich es mache, meine Schwächen, durch Hingabe, Akzeptanz und Begeisterung zu einem bestimmten Grad zu besiegen und wie dies im weitesten Sinn mit der Welt zusammen hängt. Übrigens nur deshalb, weil es mir Freude macht meinen Körper und mein Ki zu spüren, weil es mich interessiert, wie ich funktioniere, was mein Körper/Geist benötigen, um konstruktiv zu funktionieren, wo und wie Gedanken entstehen und funktionieren, wie man von Verwirrung zu Klarheit kommt, wie man vom Dunklen zum Hellen gelangt und all dies.


Hier im Weblog beteilige ich mich manchmal interessiert, engagiert, ergriffen oder amüsiert oder ironisch und werde auch hier mit meinen Schwächen konfrontiert, nämlich mich zu ärgern oder zu empören, etwas besser zu wissen usw. Auch hier muss ich, will ich diese Schwächen umwerten, mich fragen, was mich ärgert, mich empört, ich besser zu wissen glaube.


Ich frage mich weiters, und das betrachte ich als die große Errungenschaft des Auer-Weblogs, wie damit systemisch adäquat und konstruktiv umgegangen werden kann, und wie ich persönlich damit im Gespräch mit anderen umgehen kann oder aber mitten in meinem Monolog innehalten muss, um etwas schon Gesagtes oder Verfestigtes neu zu überdenken. Oder aber dabei zu bleiben, mich zu ärgern oder zu empören, wenn mir das ein Bedürfnis sein sollte.


Oft dient es meiner persönlichen Psychohygiene, mich maßlos aufzuregen oder mich immer über dasselbe aufzuregen.

Seelisch Ressentiments, wogegen auch immer, das heißt Selbst-Hass zu pflegen, gehört hier nicht mehr dazu. Bei Letzterem sollte man um seiner Seele und ihres Heils Willen sehr sehr hellhörig werden und sich fragen, wie man dem Ressentiment, das dem Selbst-Hass entspringt, konstruktiv beikommen kann, wie man es in der Auseinandersetzung in sich wenden kann, dass es wieder zum Inter-esse wird.


Ich liebe mein intellektuelles Glück, mein häusliches Glück und das Kampfglück. Damit bin ich vollkommen zufrieden, im Lichte von Festen, dem Kochen, den wechselnden Jahreszeiten und den kulturellen Erlebnisse meiner unmittelbaren und weiteren Heimat und dem Anschauen dokumentierter Erfahrungen im Fern-Sehen und der eigenen Erfahrungen im Nah-Sehen.


Ich denke, forsche und schreibe, doch niemals, ohne dabei das häusliche Glück, inklusive diverser Konflikte, umfassend zu pflegen und das Kampfglück mit Begeisterung und Engagement zu suchen, in meinen Beziehungen, sowie im Auf und Ab des Aikido-Trainings.


Aber es beschäftigt mich dabei zutiefst das Ziel einer gerechten und freien Gesellschaft.


Wenn alles von Beobachtern konstruiert ist, die einander dabei gegenseitig unterscheiden und beobachten, so habe ich die einzige Freiheit, nämlich in der Umwelt von Gesellschaft, mich zusammen mit meinen Beobachtern (niemals ohne sie) und in Hinsicht auf das gemeinsam Beobachtete, selbst zu erschaffen und mich immer wieder neu zu ordnen und aufzuräumen. Das sollte mir als Freiheit genügen. Räume ich bei mir auf, ist auch die Welt aufgeräumt.


Umgekehrt konstruieren wir (hauptsächlich unbewusst) ausschließlich gemeinsam diese Welt und es ist also im wahrsten Sinn des Wortes kreativ, wenn wir uns darüber austauschen, wie wir die Welt im tiefsten Sinn des Wortes und auf der Basis des Erschaffenen, bewusst und konstruktiv erschaffen wollen. Man sieht hier schon, dass dies vor allem privat bei sich selbst im Individuum funktionieren wird und gesellschaftlich nur mittels dieser ganz kleinen Verschiebungen innerhalb der Selbste des SELBST.