Theater und Realität

Am Wochenende war ich in Basel (in der "Kaserne") bei einem Symposium im Rahmen des Festivals "it's the real thing", in dem es um die Besonderheiten und Möglichkeiten von alternativen Formen des Theaters ging, bei denen die "Realität" auf die Bühne geholt werden. Solche Theaterformen werden repräsentiert von Gruppen wie Rimini Protokoll oder SheShePop (ich habe nur die erwähnt, deren Arbeit ich in Berlin sehen konnte).


Ich persönlich finde diese Theaterformen extrem anregend und spannend, wenn der Zuschauer irritiert wird, weil die Unterscheidung Fakt/Fiktion für ihn in Frage gestellt wird. Es gibt m.E. kaum geeignetere Möglichkeiten, sich über Realitätskonstruktionen bewußt zu werden.


Da ich diese Formen der Intervention so spannend finde, war ich etwas überrascht, dass die Theoriediskussion der Akteure stilschweigend die Unterscheidung Fakt/Fiktion als gegeben voraussetzte. Der Realitätsbegriff wurde (ausser von mir und in milder Form von Dirk Baecker) nicht in Frage gestellt, sondern es ging fast immer darum, was es bedeutet, wenn nicht nur etwas gezeigt wird, was auf Realität verweist, sondern Realität "ist".


Dass dies irritierende und bewußtmachende Wirkung hat oder haben kann, liegt m.E. daran, dass der "normale" Theatergänger klar die Kontexte unterscheidet und markiert:


1. Im Theater = Alles nur Theater

2. In der Realtität = Alles echt

3: Reales im Theater = Es ist unentscheidbar, ob Theater oder echt.


Solch eine Unentscheidbarkeit sorgt für die Oszillation zwischen den beiden Seiten der Unterscheidung, d.h. der Klärungsprozess, was denn nun "wirklich" war oder ist, kann nicht abgeschlossen werden...


Und darum geht es ...