Traumata

Also gut reden wir mal frisch von der Leber weg mit ein wenig geschäftsschädigender Ironie, abseits jeglicher Erkenntnistheorie, die es im radikalen Konstruktivismus nicht gibt, und abseits jeglicher Psychologie, die im Konstruktivismus, wie alles, eine Narration ist, über Traumata.


Es „gibt“ Menschen mit Trauma und Menschen ohne - ist nicht konstruktivistisch formuliert.


Konstruktivisten sehen ab von der klassischen Ontologie, die vorgegebene Fakten (an)erkennt (siehe Erkentnistheorie).


Konstruktivisten unterscheiden Menschen, die entscheiden, unterscheiden und bezeichnen, womit sie im Leben auf irgendeine Weise zu tun haben (wollen).


z.B. so will ich es hier formulieren, sie unterscheiden Menschen, die entscheiden ein Trauma zu haben oder anderen ein solches, auf Grund bestimmter vorstellbarer Ereignisse, zuzuweisen oder zuzugestehen, von solchen Menschen, die kein Trauma für sich beanspruchen, bzw. verbuchen wollen oder können, die also lieber anderen schicksals- bzw. charakterbildenden Mitteln den den Vorzug geben. Zum Beispiel tierischen Anstrengungen, faulen Ausreden oder lustigen Auftritten usw. usf.


Um, präpost oder expost ein Trauma zu kreieren, benötigt es aus meiner Sicht eine gute Portion krimineller Energie (Krima gr.: Entscheidung, Urteil; zu krinein „entscheiden“ –) also der Energie, sich vorab für eine ganz bestimmte Besonderheit zu entscheiden, die wiederum mit Tapferkeit, Feigheit, Durchhaltevermögen, Ungeduld, Lebensmut, Faulheit, Konsensfähigkeit, Dissensfähigkeit, Ekellust, Glückszwang, Selbstgerechtigkeit, Selbstentsagung, etc., etc., etc. konnotiert ist.


Wenn ich vom Geburts-Trauma absehe, das möglicherweise jedem Geborenen zukommt und vom Absterbe-Trauma, das auf jeden Sterblichen sooft zukommt sooft er dran denkt. Je älter der genutzte Körper wird desto öfter denkt man daran, wenn man nicht zuvorkommende Abhilfen schafft (z. B. Fingerüberkreuzen), um das Trauma erst gar nicht erst auftreten zu lassen.


Die Bitternis wird also erkannt, anerkannt und den Spielregeln des Lebens zugeordnet und sich dem Leben wieder aktiv zugewandt, durch Hineinhören, was es gerade jetzt von mir verlangt.


So kann man als erwachsener Mensch eigentlich mit jedem aufkommenden Trauma verfahren, wen man sich noch dazu bewusst macht, dass man es selbst erschaffen hat. Wie auch immer wir das traumhafter weise jeweils getan haben mögen, wir leben es jetzt.


Wie stellen wir uns vor, machen Menschen das, wenn es noch keine Psychologen und noch keine Anlasspsychologie bzw. Krisenintervention in der Vorstellung gibt und noch kein Sozialstaat sich anmaßt das vollständige Glück der Individuen zu garantieren, so dass diese nur mehr Artikel zu kaufen und die Zeit totzuschlagen brauchen?


Wie überstehen Überlebende (vormals) das Trauma von Flugzeugabstürzen, von Kriegsversehrung und Wirren, von Lawinen und Verbrechen, von Sturmflut und Überschwemmungen, von Pest und Cholera? Ausschließlich nd nur durch dessen vollinhaltliche Anerkennung.


Ich bin keine ausübende Psychologin geworden, weil ich es vorgezogen habe mit meinen angeblichen Beschädigungen allein zu recht zu kommen, wie übrigens sehr viele andere auch. Mich interessieren auch diesbezüglich andere Erzählungen, die der psychologischen Astrologie z.B. finde ich plausibler, die der alten Charakterlehre saftiger, die der Alchimie illustrativer, die der Philosophie spannender, die der Hermetik (revidiert von Heinrich Rombach) zutreffender. (Lesen Sie Ihren Rombach, wenn Sie ihn schon ge- oder erfunden haben.)


Ich denke auch nicht, dass das, was wir gemeinhin als Beschädigungen zu behaupten gewohnt sind, wirklich Beschädigungen sind. Im Gegenteil. Es sind Lebensaufgaben, bzw. Herausforderungen zur Meisterschaft.


Jedes Selbst empfängt (selbstreferentiell - wie sonst?) durch sein Selbst Herausforderungen - quas als prähypnotischen bzw. posthypnotischen Auftrag - schickt sie sich selbst zu und arbeitet sie ein und aus im jeweils zu erfüllenden Lebens-Skript. Das mus nicht erst bewiesen werden, aber es kann, bei entsprechender Fragestellung auf dem Gebiet der Quanteninforamatinstheorie, gezeigt werden.


Die individuierten Geschmäcker, Lebensansprüche und selbst gestellten Aufgaben sind so verschieden und unterschiedlich, dass wieder nichts anderes übrig beibt, als darauf hinzuweisen, dass Nietzsches Zarathustra den „letzten Menschen“ ausdrücklich und eindrücklich davor warnte, sich anzumaßen jemandem die Würde seines Schick(!)sals zu nehmen, indem er einen anderen ob seiner schicksalhaften und von ihm zu meisternden Herausforderung bemitleidet.


Wie kommen wir überhaupt dazu uns ein makelloses, mangelloses, verletzungsloses Leben und unentwegtes Glück vorzustellen? Wozu begäben wir uns dann in einer materiellen Welt in der wir harte Fakten schaffen? Bis vor kurzem war wohl keine Person so unverfroren wie wir die Aufgabe des polarisierenden Lebens zu bagatellisieren.


Umgekehrt: was ist schlecht an einem Trauma? Es ist, schlicht oder komplex, eine zu meisternde Aufgabe. Und natürlich erschaffen wir im komplexen Leben Situationen noch und noch, die Traumata erzeugen können.


Manche Menschen finden es eine unvorstellbare Qual und als eine traumatisierende Erfahrung ab dem vierten Lebensjahr gezwungen zu sein täglich bis zu 8 Stunden Violine oder Klavier zu üben. Andere können es sich nicht vorstellen in einem Kuhstall den Grossteil ihrer Zeit zu verbringen, wieder andere nicht, dass sie auf der Straße sitzen und betteln oder sterbend vegetieren. Aber alle diese Möglichkeiten, und noch viel mehr, unterscheiden wir und sie wollen daher auch von mindestens einem erfahren werden, damit wir sie einander erzählen können. Manche Erfahrungen könnten wir uns dann, durch ihre gelebte Erfahrung und das Lernen daraus, ersparen...


Es ist mir bewusst, dass Carl Auer keine Homepage des Radikalen Konstruktivismus ist und dass es Konstruktivismen gibt, wie Sand am Meer. Die konstruktivistische Skala, ab wo alles vorgegeben ist und ab wann etwas konstruiert ist und was andrerseits Schicksal ist oder Evolution oder Fremdverschulden, toleriert sehr viele oder auch nur ganz wenige Möglichkeiten.


Mein Radikaler Konstruktivismus, ist folgerichtig vollkommen radikal, er erlaubt es mir nicht, irgendetwas zu denken, das ich nicht im Hinterstübchen mir selbst, in konditionierter Koproduktion mit einer oder vielen anderen Selbstvariationen zusammen ausgedacht habe und das instantan erscheint, sobald es durch wiederholte Unterscheidung und Bezeichnung zum (virtuellen oder materiellen) Faktum wurde.


Zu einer meiner immerhin virtuell gewordenen Phantasien gehören als Parade-Beispiel Sie Herr Liebscht und alle, die darauf bestehen, sich über Gott und die Welt zu beklagen und über die Schattenseiten der Existenz oder deren Reparatur zu räsonieren und sich nicht zualererst verantwortlich zu erklären für das, was ist und was ihnen im Leben begegnet, bevor sie anklagen oder zur vorschnellen Reparatur schreiten.


Der Gentleman genießt und schweigt: das träfe aus meiner Sicht auch auf das persönliche Trauma zu. Man kann ja das Lustprinzip durchaus auch zugunsten des optimalen persönlichen Lernens, weswegen man hier ist, steuern lernen (Kybernetes=Steuerman).


Mich beschäftigt ausschließlich, wie wir uns so steuern lernen, dass wir bewusste Meisterschaft des Lebens erreichen, also Traumata als produktiven Bestandteil unseres Lebens anerkennen lernen.


Wenn man eine einschlägige Institution oder Anstalt von innen kennen lernen will, wird man sich der Handlungen befleißige, die einen dort hin bringen können. In unserer beschränkten individuellen Selbstgerechtigkeit können wir uns meist gar nicht vorstellen, wie viel Erfahrungen im Leben gesammelt werden wollen.


Ich meine das alles (bei Gott!) NICHT zynisch. Mein Mitgefühl (nicht Mitleid) ist groß, wen einer seine selbst gestellte Aufgabe nicht annehmen will, sich nicht verantwortlich fühlen kann – aber größer ist meine Bewunderung und Freude, zu sehen, wie eine oder einer bewusst und kreativ und selbstverantwortlich sein/ihr Schicksal gestaltet und meistert, was inkludiert dass er um Hilfe bittet und bereit ist Hilfe anzunehmen.