"Was die Wirtschaft denkt - und die Jugend will"

Es gibt eine Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, in der unter o.g. Titel die Resultate eines Forschungsprojekts publiziert wurden, bei dem die Vorstellungen von Repräsentanten "der" Wirtschaft und "der" Jugend ("Generation Z") nach ihren Vorstellungen und Wünschen in Bezug auf Strukturen in Unternehmen befragt wurden.


Einige der Ergebnisse scheinen mir bemerkenswert, da sich - wie im Titel der Studie durch den verzögernden Bindestrich angedeutet - gewisse Widersprüche zeigen, d.h. Frustrationspotenzial auf Seiten der Judendlichen und/oder Risiken der Fehlinvestitionen auf Seiten der Wirtschaft :


"1. Die Jugend schätzt digitale Chancen geringer ein und bewertet digitale Risiken höher als die Wirtschaft. Konflikte drohen bei zu großem Enthusiasmus für die Digitalisierung seitens der Wirtschaft.

2. Familie ist Trumpf. Eine ausreichende Förderung der Familienplanung durch den Arbeitgeber beugt Missstimmungen vor." (S. 7)


Ich weiss zwar nicht, wie der Arbeitgeber sich um die Familienplanung kümmern soll, aber wahrscheinlich verwenden die Autoren den Begriff nicht im Sinne der Verteilung von Anti-Baby-Pillen o.Ä. verwenden sehen wollen. Die Familie ist wichtig, ein Trend, den ich seit Jahren beobachte, denn dort ist man als "ganzer Mensch" von Bedeutung und nicht nur als Funktionsträger...


Als 3. Punkt führen die Autoren das Interessen an Geundheit und Arbeitsbedingungen, die darauf Rücksicht nehmen, auf; wichtig ist auch (4.) selbstbestimmtes Arbeiten und entsprechend die selbstbestimmte Zeiteinteilung. Förderung der persönlichen Weiterentwicklung (5.) ist auch Kriterium, das oft nicht beachtet wird.


Wie gesagt, dies sind alles mögliche Frustrqationspunkte, die Jugendlichen wichtig sind und daher hohes Frustrationspotenzial beinhalten.


"6. Die Jugend sucht Sicherheit. Ein verlässliches Arbeitsverhältnis und ein klar zugewiesener Arbeitsplatz bieten Stabilität." (S. 7)


Hier scheint es also mit der Flexibilät derJungs und Mädels nicht so weit her zu sein. Dagegen ist (7.) ihnen die Knete wichtig - nicht völlig überraschend. Aber das reicht nicht, denn sie halten nicht viel vom Shareholder-Ansatz (8.); er reicht nicht als sinnstiftend für die eigene Arbeit. Der persönliche, informelle Kontakt unter Kollegen und mit Vorgesetzten ("Du") wird als wichtig erachtet, verbunden mit einer Kultur, in der man auch mal einen Fehler machen darf (9.). Bleibt noch die Netzwerkorientierung, d.h. ein nur nach innen gerichteter Aufmerksamkeitsfokus des Unternehmens und mangelnde Offenheit der Unternehmensgrenzen und mangelnder Wissensaustausch gelten als negativ (10.).


Aus diesen Punkten ergeben sich Themen, in denen unternehmerische Fehlinvestitionen drohen, die ich hier nicht im Einzelnen aufführen will (dazu bin ich zu faul). Aber einige Punkte scheinen mir hervorzuheben: Zu viel Geld in Digitalisierung (1.) und Förderung der Mobilität der Mitarbeiter (2.) zu stecken scheint blöd zu sein (das ist in der Studie natürlich netter formuliert).


"4. Flache Hierarchien werden überschätzt. Der Nachwuchs ist ehrgeizig und strebt eine Führungsrolle an. Klare Führungspositionen und hierarchische Strukturen sind daher notwendig." (S. 8)


Das scheint mir persönlich der überraschendste Punkt. Wenn man der Studien glauben darf, dann sind die Jungs und Mädels doch sehr an den Möglichkeiten interessiert, irgendwann irgendwo zum Chef von irgendwem zu werden. Es kann dabei natürlich auch ums Geld gehen, aber meine Vermutung ist eher, dass - auch wenn man nicht Führungskraft wird - eine klare Hierarchie die (bekannte) Funktion erfüllt, Unsicherheit zu beseitigen: Man weiss, was man zu tun hat, und im Zweifel entscheidet eben ein anderer... Auf der anderen Seite kann es eben auch attraktiv sein, jemandem "etwas sagen" zu können ... Was beides verbindet, ist die Klarheit der Verhältnisse bzw. der Beziehungsdefinitionen, die in Teams, die ja bekanntermaßen Hierarchie nicht auf Dauer aushalten, immer viel fluider und unklarer sind.


Zitiert nach: PMRE Monitor 2018: "Was die Wirtschaft denkt - und die Jugend will",  Hochschule für Technik und Wirtschaft, Berlin, 2018