Wer ist ’wir’?

Die örtliche Autobahnmeisterei, die das kumpelhafte ’wir’ wählt, um den Autofahrern gegenüber anschlussfähig zu werden? Aber Ruth Cohn empfiehlt doch, auf das Generalisierende ’wir’ zu verzichten und das verbindliche ’ich’ zu wählen! Muss ich ihnen mal schicken. Soll ich ihnen Ruth Cohn „Von der Psychoanalyse zur Themenzentrierten Interaktion“ schicken oder Farau und Cohn „Gelebte Geschichte der Psychotherapie“? Oder beides? Oder doch keins von beiden? Welches von beiden habe ich denn doppelt im Regal? Oder soll ich doch besser in der Fakultätsbibliothek nachsehen, welches von beiden sich besser entwenden lässt? Oder ausleihen und später die Rückgabe ablehnen mit dem Vermerk ’Geschenk an die Autobahnmeisterei X’? Oder doch besser TZI – Sekundärliteratur? Wäre natürlich billiger? Bestimmt muss ich die Stelle mit ’ich’ und ’wir’ ankreuzen. Sonst wissen die gar nicht, warum ich ihnen das Werk schicke. Vielleicht rufe ich auch an und erkläre Ihnen die 7 Hilfsregeln von Ruth persönlich. Na ja, mal sehen.


Ist das ’Wir’ (danken für Ihr Verständnis) vielleicht als Pluralis Majestatis gemeint. Unverschämtheit! Angeber! Typische Beamtenarroganz! Oder als Pluralis Modestiae? So gehört es sich. Ein braver Kerl, dieser ’Wir’! Er lebt gewiss nach der Maxime von Friedrich dem Großen: „Ich bin der erste Diener meines Volkes in der Autobahnmeisterei X!“ So soll es sein! Oder jedenfalls so ähnlich.