Ankündigungspolitiker, die Wohlfühlwolken propagieren, sorgen sich um sich selbst und nicht um die Menschen

Ist Frau von der Leyen eine gute Führungskraft, die ihren Laden im Griff hat und auch dorthin kommt, wo sie strategisch hinwill. Diese Frage tauchte heute so ganz nebenbei in einem Coachinggespräch mit einem Bereichsleiter eines Familienunternehmens über Führung und Kommunikation auf.


Natürlich ging es nicht um die Ministerin für Verteidigung. Sie steht für manch anderen Politiker. Ganz im Gegenteil. Der Bereichsleiter wollte nur wissen, ob man als Leitende Führungskraft auch genügend Fachkompetenz bezüglich der Branche, in der man tätig ist, mitbringen müsste, um eben ein guter Manager zu sein. Frau von der Leyen bot sich daher insoweit an, als ihr beruflicher Hintergrund nicht unbedingt etwas mit der Bundeswehr zu tun hat. Er frage sich, ob Frau von der Leyen überhaupt den Job ordentlich machen könnte.


Nun (Top-) Manager sind oftmals branchenfremd zu ihrem Job gekommen und machen wie z.B. Jo Kaeser von Siemens einen hervorragenden Job. Warum sollte Frau von der Leyen nicht auch so jemand sein? Als Rollenträgerin braucht sie keine spezielle Branchennähe oder gar operative Kompetenz. Hat sie sich doch als ehemalige Familienministerin, in der Rolle ihrer politischen Managerfunktion, genügend Lorbeeren verdient. - Könnte man so sagen. (Es steht mir an dieser Stelle nicht zu, rückblickend darüber zu urteilen). Wie es um sie heute steht, kann man in der aktuellen Medienberichterstattung nachverfolgen.


Wir beruflich tätigen Menschen sind aber nicht nur als Rollenträger unterwegs. Wir „nutzen“ auch unsere typischen Handlungs- und Wirkungsmuster, um zum Erfolg zu kommen. Ob bewusst oder nicht, das spielt nicht unbedingt eine Rolle. Auf jeden Fall sind sie wesentlicher Bestandteil der eigenen Erfolgsstory und der des Unternehmens, für das ich tätig bin.


Frau von der Leyen ist zumindest zurzeit eine solche Erfolgsstory verwehrt. Ich denke da an die Gorch Fock, die Berateraffäre, den gerade eingerichteten Untersuchungsausschuss, die fehlenden Unterhosen der Soldaten u.a. Wie kann man, so fragten wir uns im Coachinggespräch, Licht in die Einschätzung des Verhaltens der Ministerin bringen?


Um es kurz zu machen: (Top-) Manger sind wie die meisten anderen beruflich tätigen Menschen in ihrer Rolle und Funktion unterwegs. Sie wirken aber auch durch und über ihre Verhaltens- und Wirkungsmuster. Diese sind ihnen auf den Leib geschrieben und werden gerad unter hohem Stress, unter deutlicher Belastung oder in der Krise (zumeist unbewusst) reaktiviert.


Frau von der Leyen tritt gerne in Talkshows auf. Dort spult sie beinah gebetsmühlenartig typische rhetorische Muster ab, die eher Ausdruck ihres Verhaltensmusters sind als die antrainierter Empfehlungen von Rhetoriktrainern. So ganz besonders deutlich, typisch für die Ministerin, in der Talkshow Anne Will vom 24.9.2017 dem Tag der Bundestagswahl:


Die Ministerin bemüht sich schwierige Fragen oder gar Kritik wegzulächeln. Dabei nickt sie fast Mantra mäßig, als würde sie sich selbst nonverbal zustimmen wollen. Ihr Blick schweift in die Runde, als würde sie Zustimmung für ihre eigenen Worte erheischen wollen. Ständig nickend, die Stirn entweder kraus gezogen oder die Stirn in Falten gelegt, wirkt sie als würde sie sich tatsächlich sorgen. Ihre Augenlider hingegen schlagen in einem nicht nachvollziehbaren Tempo, was schon eine gehörige Portion Unruhe, Nervosität und Stress, oder gar sichtlichen Ärger vermuten lässt. (Solche Reaktionen sieht man bei ihr oft in ähnlichen Situationen)


Auch wenn Frau Will energisch mehr darüber wissen will, wo Frau von der Leyen und die CDU Verantwortung für das Wahldebakel hätten, wiederholen sich Mimik und die rhetorischen Wohlfühlwolken: „ Ich bin der Überzeugung, dass es richtig ist….“, oder „ich finde es unbeschreiblich beeindruckend…“, um schließlich mit einem Lächeln einzugestehen:“ es ist nicht gut (gewesen)“.


Frau von der Leyens Verhaltensmuster scheint auf jeden Fall durch zwei Elemente gekennzeichnet zu sein: einerseits ist sie eine Ankündigungsministerin, die bemüht ist, andere, während sie redet, hypnotisch durch ihr Kopfnicken und die sorgenvollen Stirnfalten zu sich rüber zu ziehen.  Ganz nach dem Motto: schau doch mal ich bin so bemüht. Sie lässt aber offen, ob bemüht um die Menschen oder um sich selbst und ihren eigenen Stand in schwieriger See.


Andererseits propagiert sie Wohlfühlwolken zu einer Zeit und zu einem Anlass, wo andere vor Scham erblassen würde.


Hoffentlich nehmen sich andere Politiker Frau von der Leyen nicht zum Vorbild.