BRIGITTE Merkels Deutungshoheit

Eins ist sicher, sie wird immer wieder unterschätzt.


Als "mein Mädchen" vom unbeirrten und unbeirrbaren Ziehvater Kohl für Eigennutz strategisch genutzt, als die vom ewig lächelnden Rentenminister Blüm für die Kameras hin und her drapierte  Ministerkollegin verniedlicht, als pubertierende und trotzig sich abgrenzende Karrieristin (wegen ihrer in der FAZ abgedruckten Abgrenzung von Kohl) gebrandmarkt oder durch die Medien als "Mutti" im letzten Wahlkampf verharmlost dem eher einfach gestrickten Deutschen zugeordnet, wundert man sich doch kontinuierlich, wie die internationale politische Karriere dieser Frau zu erklären ist.


Eins ist sicher, diese Karriere schreibt Geschichte.


BRIGITTE (hierbei handelt es sich, allein schon wegen der seit heute gewährleisteten Berichterstattung zu den NSU-Morden,  um eine politisch engagierte und sich eindeutig positionierende Frauenzeitschrift) schreibt diese Geschichte fort. Hat sie doch der Kanzlerin in der vergangenen Woche ein Forum geschaffen, auf dem sie mal endlich privat sein konnte.


Privat heißt: Merkel rührt nicht als Kanzlerin sondern als Angela Merkel im Kochtopf. Merkel kauft selbst Salatgurken im Supermarkt. Merkel würde mal so richtig wie ein Mann es kann Holz hacken. Merkel findet Männer sexy wegen ihrer Augen.


Privat heißt auch, die Deutungshoheit über ihr inzwischen weltberühmtes Markenzeichen, nämlich die rautenförmige Handhaltung zu behalten. Diese hätte ihr entgegen der herrschenden (Medien-) Meinung kein Trainer begebracht. Sie wußte "einfach nicht, wohin mit den Armen". Im Übrigen hätte sie eine gewisse "Liebe zur Symmetrie".


Auf die Frage schließlich, wie sie es nach politisch durchzechter Nacht in Brüssel schaffe, morgens richtig frisch auszusehen, nährt sie den Mythos, der über ihr weht, mit den Worten: "Den Mythos nährt, dass der Mythos passiert".