Das "Such-den-Mann-Spiel“

Jetzt ist es wieder einmal offiziell, für manche immer noch völlig neu, dokumentiert: Männer und Frauen sind doch unterschiedlich. Männer und Frauen würden gerade bei psychischen Erkrankungen unterschiedliche Symptome zeigen, so eine aktuelle Studie der DGPPN. Nicht nur das, sie würden daher auch unterschiedlich behandelt werden (müssen). Das Gesundheitssystem müsse sich hierauf einstellen.


Männer würden ihre seelischen Probleme verstecken und dem Arzt vornehmlich von körperlichen Symptomen berichten. Sie würden im Unterschied zu Frauen eher gereizt oder aggressiv reagieren und nicht niedergeschlagen.


Als wenn dies keine emotionalen Symptome wären.


Männer, wie gesagt, würden ihre seelischen Symptome verstecken. Ist medizinische Betreuung durch eine solche Zuschreibung zum medizinischen Versteckspiel mutiert? Nach dem Motto: such mich doch, fang mich doch, oder?


Fachleute sprechen eher von einer besonderen psychosomatischen Problematik, nämlich über die Fixierung auf die körperlichen Symptome nicht fühlen zu können. Fühlen und Körper und Zuschreibung wieder in ein Gleichgewicht zu bringen, sei dann das therapeutische Mittel der Wahl. Ein gewiss spannendes Unterfangen, dem aber mit einer spielerischen "Such-mich-doch-Technik" auf  keinen Fall beizukommen ist.


Liest man die Berichterstattung zur besagten Studie genau, könnte man den Eindruck gewinnen, als müssten Männer doch endlich mal richtig fühlen lernen müssen, um geheilt zu werden. Um das zu bringen, müssten sie natürlich erst einmal aus ihrem Versteck rauskommen.


Meine Erfahrung mit Männern, die wahrscheinlich zu dieser Untersuchungsspezies gehören könnten, zeigt mir, dass es viele gibt, die erreichbar sind, wenn man sie zunächst einmal gerade in ihren körperlichen Symptomen ernst nimmt und respektiert. Sie also in ihrem Versteck belässt. Und dann darin, dass sie sehr wohl emotional reagieren, dies vielleicht nicht gleich mit ihren körperlichen Symptomen verknüpft sehen können.


Stattdessen ergeht man sich im: Wer kann das diagnostische „Such-mich-doch-Spiel“ oder das therapeutische "Fang-mich-doch-Spiel" am besten spielen und dabei gewinnen.


Gewinnen, so dass es dem Mann wirklich wieder gut geht? Und zwar in seinem Versteck?


(Bei der DGPPN handelt es sich übrigens um die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde.)