Einmal oder kein Mal: die Mär vom fussballerischen Augurenlächeln.

Das Management lernt gerne vom Sport, insbesondere vom Spitzensport. Nach der Weltmeisterschaft feiern also Beratungs-Auguren ihre Versprechungsfeten. Die deutsche Mannschaft habe gewonnen. Der Bundestrainer Löw habe auf die Mannschaft und nicht auf die Einzelspieler gesetzt. Argentinien habe seinen Messi. Brasilien seinen Neymar. Holland seinen Robben. Deutschland habe aber seine Mannschaft.


Im heutigen Tagesspiegel wird daher auch gleich ein Coach und Managementberater zitiert, der das Mannschaftsmodell zum neuen Managementmodell kürt. Nur im Team könne man gewinnen. Nur das Team hält durch den vielfach beschworenen Teamgeist alle zusammen. Siemens bspw. hätte seit dem Antritt des Vorstandsvorsitzenden Kaeser das „Siemens Team“, mit dem es die Zukunft zu gewinnen gilt. Andere Unternehmen ziehen nach.


Ein solches Versprechen ist nicht nur kein neuer Wein in alten Schläuchen. Es ist schlichtweg Blödsinn.


Einerseits, wer will schon mit einem als Neuigkeitsmodell propagierten Managementansatz, der inzwischen bis ins Detail auf Vor- und Nachteile hin überprüft worden ist, heute noch landen? Welchen Neuigkeitswert hat so etwasa?


Andererseits, welches sind eigentlich wesentliche, charakterisierende Bedingungen der Weltmeister-Mannschaft?


Ein Manager mit dem ich heute morgen darüber sprach, lachte nur und meinte:“das kann man doch gar nicht vergleichen. Weiß der Berater überhaupt worüber er spricht?“


Nun, ein Team in der Wirtschaft bildet eine Einheit in der Organisation, eine Arbeitsgruppe von Menschen, die zusammenarbeiten, um etwas Bestimmtes herzustellen, um gemeinsam von A nach B zu kommen, um im Zusammenspiel mit allen etwas Bestimmtes unter Beweis zu stellen. Natürlich ist dabei das Team als Team hilfreich. Auch wenn es nur mehr Spaß macht zusammenzuarbeiten. Oder sich zu ärgern, damit die Arbeit nicht zu langweilig ist. Wir brauchen, um das zu wissen, nicht die Weltmeisterschaft 2014.


Merkmal dieser Teams ist, dass man mitmachen kann oder nicht. Ein weiteres Merkmal ist die Möglichkeit, das Team zu verlassen und sich ein anderes Team zu suchen, um dort mitzuspielen. Irgendwo gibt es immer ein Team, das auf einen wartet. In das man hineinpasst. Dies bringt natürlich gewisse Anforderungen an das Management mit sich.


Ganz anders bei der National-Mannschaft. Es gibt nur eine Nationalmannschaft. Ich kann als Spieler nicht wechseln, wenn es angezeigt wäre oder wenn ich nicht mehr möchte. Ich kann nicht zwei Jahre in der deutschen National-Mannschaft spielen, dann ein Jahr in der englischen National-Mannschaft undsoweiter. Der Bundestrainer weiß das und handelt entsprechend gestalterisch. Er weiß:


Es geht nur einmal oder kein Mal.


Man kann sich zu Recht fragen, wie ein Bundestrainer, in diesem Fall Jogi Löw, es gemacht hat, eine solche Erfolgsgruppe zusammenzustellen und zum Sieg zu bringen. Es werden sicherlich in Zukunft noch viele hierauf bezogene spannende Eklärungsgeschichten geschrieben werden. Geschichten, die den Mythos DER Teamarbeit nähren werden. Geschichten über Löws Teamarbeit.


Eins ist aber klar, Löws Praxis- und Erfolgsmodell zum neuen Lieblingsmodell von Management zu küren, um es auf die unternehmerische Praxis zu übertragen, eignet sich überhaupt nicht zur Nachahmung.


Die Geschichten aber, die sich in Zukunft um Löws Erfolgsmodell ranken werden, und der hierdurch hoffentlich angeregte Erfindungsreichtum, machen gewiss neugierig.


Ein „Augurenlächeln übrigens bezeichnet im übertragenen Sinne das wissende Lächeln eines Eingeweihten, der um die Zukunft weiß. Was den Experten im Tagesspiegel betrifft aber weit gefehlt.