Sie finden schon eine Lösung....

vergangenen Donnerstag war ich seit längerer Zeit mal wieder in meinen Praxisräumen. Zuvor einige tage Urlaub und einige Tage unterwegs beim Kunden. - Zumindest kam es mir wie eine längere Zeit vor.


Ich saß da mit meinem Klienten und nahm auf einmal die Sonnenstrahlen, die, weil die Sonne zur Zeit so niedrig steht, auf eine ganz besondere Art und Weise wahr. So als hätte ich mich gar nicht mehr an solche Sonnenstrahlen erinnern können. Zumindest in meiner Praxis.


Die Zeit schien stehen zu bleiben, je länger ich mir dieser Erscheinung bewusst wurde. Ich begann die Worte, die ich sprach zu vergessen. So als hätte ich sie gar nicht gesprochen, als würden sie verschwinden, bevor sie überhaupt mit irgendeiner bestimmten Bedeutung in mein Bewusstsein hätten treten konnten. So als hätten sie mir dann eine Berechtigung geben können, anschließend meinem Klienten hierfür auch noch eine Rechnung schicken zu können.


Ich weiß nicht, wie lange ich so gesessen hatte. Es waren vielleicht Sekunden, aber diese Sekunden erschienen mir wie eine Ewigkeit. Eine Ewigkeit, an die ich mich gar nicht mehr erinnern konnte, dass es sie überhaupt geben könnte. Eine Ewigkeit, die ich wirklich genoss.


Auf einmal ertappte ich mich bei einem eigenartigen Glücksgefühl, hier in meiner Praxis sein zu können. Und nicht draußen in der Arbeitswelt meiner Kunden. Draußen in den Betrieben. Draußen auf der Straße im Stau. Draußen in der Hektik des Jobs. - Hier zu sitzen kam mir vor, wie ein überraschendes Geschenk, dessen mögliche Existenz gar nicht Bestandteil meiner Vorstellungskraft zu sein schien.


Genug der samstäglichen Besinnung und schönen Worte. Ich erinnerte mich in dem Moment am Donnerstag an einige Kundengespräche, die ich in den Tagen zuvor geführt hatte. Kundengespräche, die mir den extrem hohen Einsatz meiner Kunden in Erinnerung brachte, den sie in ihrem Job ausgesetzt waren. In Situationen, die mit einer schleichenden Entmutigung bei gleichzeitigem hohem persönlichen Einsatz verbunden waren. Immer im Dilemma. Immer in irgendeinem Zielkonflikt, der schier unlösbar schien. Immer im Druck. Ob von außen oder von innen. Immer dann noch die Worte irgendeines Vorgesetzten im Ohr, der das Gespräch, wenn es brenzlig wurde, lapidar mit den Worten abbrach: Sie schaffen das schon. Sie finden schon eine Lösung.


Vielleicht ist es das Glück, das ich in dem Moment am Donnerstag erlebte, nämlich keinen solchen Chef neben mir zu haben. Ein Glück, das mich aber auch unterschwellig beschämte.