Vom rhetorischen Saulus zum rhetorischen Paulus

Wusste gar nicht, dass Merkel ihr Kabinett schon wieder umgebildet hatte.


Als ich Montag die Stellungnahme des deutschen Außenministers Westerwelle zum Einsatz in Mali sah und hörte, stutzte ich. Ich sah den, den ich von der Optik her kannte. Die neue Brille unterstrich eher noch Westerwelles Wiedererkennungswert. Man trägt ja jetzt übrigens Brillen mit breitem Rand ( Steinbrück wurde inzwischen auch eine neue Brille empfohlen, eine Brille mit breitem Rand ).


Optisch, wie gesagt, wieder erkannt.


Aber diese Stimme! Ich traute meinen Ohren nicht. Diese sonore Stimme, diese klare, volle, runde und in sich ruhende Stimme, diese doch auch samtig- prägnante, ja fast schon verführerische Stimme überraschte mich wirklich. Ist doch Westerwelle gerade wegen seiner sonst so scheppernden Stimme als Empörungspolitiker bekannt gewesen.


Wer erinnert sich nicht noch an den ersten großen Auftritt des damals frisch gekürten Außenministers auf der internationalen Bühne. Er sprach Deutsch, kein Englisch. Schließlich sei man ja auf einer deutschen Pressekonferenz. Anderswo würde man auch in der eigenen Landessprache reden.


Ein Aufschrei im deutschen Medienwald. Das könne man doch nicht tun. Westerwelles Entscheidung sei ein unverzeihlicher Affront auf dem diplomatischen Parkett.


Weit gefehlt. Stein des Anstoßes, so das damalige Statement eines Korrespondenten der Times in Berlin, war damals nicht die Sprache sondern die habituelle und vor allem stimmliche Empörung Westerwelles. Die unüberhörbare Empörung, die sofort den Raum füllte, wenn Westerwelle vors Mikro trat. - Damals, immer.


Ich erlebe Westerwelle nicht als den Kreide fressenden Wolf. Weit gefehlt. Westerwelle hat gelernt, sich auch zurücknehmen zu können. Westerwelle hat gelernt, sich auch von der zweiten Reihe aus zu Wort zu melden. Westerwelle ist anschlußfähig.


Westerwelle könnte sich im Wahlkampf wieder eindrücklich Gehör verschaffen.