Wenn schon, denn schon!

Könnte man zum heutigen Wulff-Auftritt sagen. Der Prozess begann mit einem 50 Minütigen Statement des ehemaligen Bundespräsidenten zu Prozessbeginn. Im Statement betonte er besonders, in wohl geformten Ausführungen, sein volles Vertrauen in die Lauterkeit des Gerichts. Wirft aber zugleich den Ermittlern vor, sie hätten eine "Hetzjagd gegen ihn" betrieben.


Hierbei trug er sein Bundesverdienstkreuz. War bestimmt kein Zufall.


"Oberster Grundsatz für das Tragen von Orden und Ehrenzeichen ist, dass jeder, der mit dem Verdienstorden ausgezeichnet wird, mit seiner Annahme zugleich die Verpflichtung übernimmt, das Ordenszeichen in der Öffentlichkeit auch so zu tragen, wie es die Ordensregeln vorschreiben und die Würde des Ordens gebietet." so heißt es im offiziellen O-Ton hinsichtlich der Verleihung.


Der Orden kann, so heißt es in den verschiedenen Anwendungsempfehlungen, im Original bei allen feierlichen Anlässen angelegt werden. Eine bestimmte Kleidung ist dafür nicht vorgeschrieben. Sie soll jedoch dem Anlass und der Würde des Ordens entsprechen. Die Ordensminiatur, und die hat Wulff heute angelegt, sollte anstelle des Originals bei allen anderen "festlichen Anlässen" getragen werden. Natürlich verbunden mit dem "großen oder kleinen Gesellschaftsanzug".


Man könnte sich fragen, ob Wulffs Auftritt nicht "over-engineert" (oder: over-dressed) war. In Verbindung mit einem derart langen Statement, der besonderen Betonung des Vertrauens in das Gericht und der Präsentation des Bundesverdientskreuzes wirkt es, als läge er "einen Tacken" daneben.


"Ein Tacken" neben der jeweiligen Rolle, die er wahrnimmt.


So war es auch in Zeiten, als er noch Bundespräsident war. Und so war sein Verhalten, als immer mehr aufgedeckt wurde, bis er schließlich zurücktrat. Es scheint als wäre er eigentlich nie richtig im Kontakt mit seiner Rolle gewesen, damals wie heute. Nie richtig im Kontakt durch die hiermit verknüpften Rollenbeziehungen zu den jeweiligen Menschen und Anlässen.