101. Geburtstag von Ernst von Glasersfeld
Heute vor 101 Jahren, am 8. März 1917, wurde Ernst von Glasersfeld in München geboren. Der Philosoph und Kommunikationswissenschaftler gilt mit Heinz von Foerster als Begründer des radikalen Konstruktivismus. Grundlegend für sein Denken ist die Annahme, das Realität uns nicht schlechthin gegeben ist. Wir wissen nicht, was oder wie die Realität ist, aber wir können uns bemühen, herauszufinden, wie unser Denken über das, was wir dafür halten, beschaffen ist.

Glasersfeld formuliert das so: „Wissen (…) gibt es ausschließlich in Köpfen. Es besteht aus Sinneseindrücken, aus den begrifflichen Verbindungen, die ein Wahrnehmender aus wiederholten Eindrücken zusammenstellt, und dann, viel wichtiger, aus den Beziehungen, die aufgrund von Abstraktion die Strukturen einer relativ dauerhaften, brauchbaren Erlebniswelt bilden.“ (Glasersfeld, 1998, 36)

Alles dreht sich um Erkennen und Sprache. „Da der Konstruktivismus sich aber ausdrücklich nur mit Kognition und Wissen befasst, sein Modell ausschließlich aus der Erlebniswelt ableiten und aufbauen will,  und dann dieses Modell nie als ein Bild der ontologischen Wirklichkeit hinzustellen versucht (sondern bestenfalls als eine funktionale Möglichkeit), braucht er den Annahmen, die er als Voraussetzungen in sein Modell einbaut, keinerlei ontologischen Wert beizumessen.“ (Glasersfeld 1987. 402)

In einem kurzen Video erklärt von Glasersfeld die Grundzüge des radikalen Konstruktivismus. Wie wirksam diese Erkenntnistheorie geworden ist und wie sehr sie noch den gegenwärtigen Diskurs mitbestimmt, wird zum Beisiel bei der Lektüre von Fritz B. Simons neuem Buch  „Formen– Zur Kopplung von Organismus, Psyche und sozialen Systemen“ sofort klar. Im Carl-Auer Verlag sind mehrere Werke von Ernst von Glasersfeld erschienen.

Carl-Auer-Literaturtipps:
Heinz von Foerster, Ernst von Glasersfeld: „Wie wir uns erfinden – Eine Autobiographie des radikalen Konstruktivismus“
Ernst von Glasersfeld: „Wege des Wissens - Konstruktivistische Erkundungen durch unser Denken“
Fritz B. Simon: 
„Formen– Zur Kopplung von Organismus, Psyche und sozialen Systemen“