Elite(n)

Einer der Begriffe, die eigentlich nicht zu meinem Wortschatz gehören, ist Elite. Ich kannte ihn zwar, habe abei aber eher an eine Joghurtmarke gedacht als ein gesellschaftlich relevantes Phänomen. Jedenfalls habe ich meine Mitmenschen nie unter dem Aspekt betrachtet, dass/ob sie zu einer Elite gehören oder nicht.


Als ich meine Professur in Witten antrat, hörte ich das Wort aber öfter. Nicht primär von Vertretern der Uni, aber von Festrednern, die der Uni und ihren Studenten diesen Status zuschrieben oder wünschten. Unter Marketinggesichtspunkten schien dies offensichtlich günstig, da Elite - zumindest bei den Festrednern - positiv bewertet wurde.


In Zeiten des Populismus hat sich die Bedeutung aber gewandelt. Jetzt wird Elite (vorzugsweise im Plural verwendet) zum Schimpfwort. Da es gebraucht wird, um Leute zu diffamieren, die reflektieren und sich gegen die emotionalisierte Idiotie wenden, welch etablierte und bewährte demokratische Strukturen in Frage stellen, fange ich an mich gemeint zu fühlen und Sympathien für sogenannte Eliten zu entwickeln (obwohl ich keinerlei Funktionärsamt inne habe, keine formale Macht besitze und nicht einmal eine staatlich Pension beziehe). Wenn es heißt, keine bekloppten Entscheidungen zu treffen... dann gern!


Zum Lob der liberalen Eliten ein lesenswerter Artikel aus dem Guardian:


Quelle: In praise of the liberal elite facing down populism | Nesrine Malik | Opinion | The Guardian