Ostern wird schönes Wetter

Ostern wird schönes Wetter. So viel scheint fest zu stehen.
Die Diskussion um den sexuellen Missbrauch und dessen Folgen in der katholischen Kirche, und auch in der evangelischen, reißt indessen nicht ab.
Gott sei Dank nicht. Es handelt sich hierbei ja nicht um Spekulationen, sondern um im wahrsten Sinne handfeste Skandale, nachgewiesene Missbräuche, und das in besonders sensiblen Kontexten, was die enorme Spannung zwischen moralischem Anspruch und gelebter Wirklichkeit angeht.
Auch die weltweite Gemeinschaft des tibetischen Buddhismus hat einen Skandal im Gründer und ehemaligen spirituellen Leiter von Rigpa, Sogyal Rinpoche, demgegenüber ebenfalls schwere Missbrauchsvorwürfe geäußert wurden.


Nirgendwo sind die Systemdynamiken derartiger Muster von Ermächtigung, Anspruch und Blindheit für eigene Beteiligungen so genau mit systemtheoretischen Modellen unter die Lupe genommen worden wie von Werner Vogd und seinem Team. Soeben ist das beeindruckende Ergebnis aus der Feder von Werner Vogd in den Handel gekommen: Der ermächtige Meister. Der Gewinn aus der Lektüre dieses Buches ist enorm, sowohl was die Erklärungskraft angeht, als auch da, wo es um Möglichkeiten geht, solchen Dynamiken zu entgehen oder ihnen aktiv zu begegnen – auch bei sich selbst. Die „Gefahr“, daraus nützliche Anleitungen zur Organisation von Missbrauchsmöglichkeiten zu ziehen - ähnlich wie bei Fritz B. Simons vieldiskutierter Anleitung zum Populismus – mag gegeben sein, ist aber gering … Vogd bleibt allen Beteiligten solcher skandalösen Entwicklungen gegenüber in einem Abstand, der es erlaubt, nicht eindimensional zu urteilen, sondern system-dynamisch zu verstehen. Dies in der Absicht, „dass dieses Buch – jenseits moralischer Urteile – dazu beitragen kann, in einer solchen Weise Licht auf die Problematik zu werfen, dass Menschen – egal wo sie stehen – in Zukunft etwas besser mit derartigen Rollenverhältnissen umgehen können“.
Wenn man dieses spannende Buch mit parallelem Blick auf andere Gemeinschaften und Organisationen liest, kommen Dynamiken in den Blick, die sich überall finden lassen, wo Menschen zusammenkommen, um etwas zu erreichen, was über sie hinausweist.


Nun wird zu Ostern wieder der päpstliche Segen urbi et orbi anstandslos in alle Welt gesendet, sowohl im religiösen Sinne als auch im handfest medialen. Man könnte auch so sagen: Er steht auf der weltweiten österlichen Playlist. Anders als bei Michael Jackson, dessen Songs nach der Doku „Leaving Neverland“ aus vielen Sendelisten gestrichen wurden, ist eine ähnliche Idee bezogen auf religiöse Hits - z. B. den Ostersegen des Papstes – nicht geäußert worden; zumindest ist davon nichts bekannt geworden.
Ostern wird schönes Wetter …