Sex nach der Geburt

Dass die Niederkunft ein auch sexuell einschneidendes Erlebnis sei, gilt als sexualmedizinisches Allgemeinwissen. In der Tat datieren nicht wenige Frauen, die wegen sexueller Probleme in Therapie sind, den Beginn der Störung auf die Zeit nach der Geburt ihres ersten Kindes. Das scheint auch unmittelbar plausibel (anderes Körpergefühl, Intimität mit dem Neugeborenen).


Eine amerikanische Studie an 304 Frauen hat nun untersucht, was genau die postpartale Sexualität am meisten beeinflusst. Ergebnis: Überraschenderweise hatten Stress, soziale Unterstützung, Geburtsverlauf, vaginale Verletzungen, Stillen, body image keinen Einfluss. Der einzige, aber deutliche Prädiktor für die nachgeburtliche Lust ist das wahrgenommene sexuelle Interesse des Partners. Wenn das ausgeprägt ist, haben auch die jungen Mütter bald wieder Lust.


Lust worauf? Zuerst auf Fellatio, dann auf Masturbation, etwas später dann auf vaginalen Geschlechtsverkehr.  Cunnilingus wird am spätesten wieder praktiziert.


Paardynamisch finde ich hier die Rolle der Väter-Männer interessant, die in den meisten Lehrbüchern unterschätzt wird. Sie können offenbar viel dafür tun, dass die Frauen ihren Mutterkörper auch wieder als begehrenswerten Frauenkörper erleben.


Quelle. Journal of Sexual Medicine 9, 2012, 2330-2341