Tierliebe

Die alte Dissoziation von Sex und Liebe spielt nicht nur bei Menschen eine Rolle, die Menschen als Sexualpartner bevorzugen. In einer eben erschienenen empirischen Online-Studie über „Zoophilie“ betonen die Autoren Christiane Eichenberger und Benjamin Surangkanjanajai den Unterschied  zwischen einer emotional zugewandten liebevollen Beziehung zu einem Tier („Zoophilie“) und einer nur am Sex mit dem Tier interessierten („Bestiality“). Die Autoren vergleichen einige psychopathologische Parameter zoophiler Befragter mit einer Kontrollgruppe Nicht-Zoophiler und finden keine Unterschiede.


Zwar erfährt man bedauerlich wenig über das konkrete Verhalten (Lieblingstiere, Praktiken, Art der Beziehung), aber immerhin bietet die Studie ein paar Anlässe zu staunen. Daß es zoophilen Exhibitionismus gibt, also vor Tieren ausgeübter Exhibitionismus, finde ich nicht nur wissenswert, sondern ebenso fantasieanregend wie die Frage, was ich mir unter Tierpornographie vorstellen soll. Und daß die Zoophilie, die früher Sodomie hieß und vorwiegend von „pervers-delinquenten Bauernjungen mit geringen kognitiven Fähigkeiten“ praktiziert wurde, jetzt auch Zugang zu städtischen und gebildeten Interessenten gefunden hat, ist doch erwähnenswert.


Gestern fragte mich meine älteste Tochter dazu: „Warum muß man so etwas wissen?“ Man muß nicht, aber ich finde, Staunen macht Spaß und hält jung.


Quelle: Zeitschrift für Sexualforschung 25, Juni 2012, S. 131-150