Kollektiv

Das sprachlich bemerkenswerteste bzw. die beiden wichtigsten Ereignisse waren die Champions-League-Halbfinal-Spiele und ihre Kommentierung.


Dass zwei sehenswerte Fussballspiele im Fernsehen gezeigt wurden, ist hier nicht der wesentliche Punkt, sondern wie über sie gesprochen wurde.

Von Oliver Kahn wie auch von Jürgen Klopp wurde zur Erklärung der Erfolge der beiden deutschen Mannschaften ein Wort verwendet, dass seit den 1990 mindestens ebenso out ist wie Neger: Kollektiv.


Beide schrieben den Erfolg - obwohl die jeweils vier Tore von herausragenden Einzelspielern erzielt wurden - ursächlich "dem gut funktionierenden Kollektiv" zu.


Was sind das für Zeiten, wo solche Begriffe wieder eine Rolle spielen? Wo bleibt die Idee, dass soziale Systeme sich additiv aus Individuen zusammensetzen? Ist es wirklich schon wieder erlaubt, solch ideologisch verdächtigen Worte in den Mund zu nehmen? Wo soll das enden?


Oder beginnen hier etwa Praktiker, sich auf Konzepte des Sozialen zu besinnen, die lange Zeit missbraucht wurden, aber trotzdem ihren Sinn nicht verloren haben?


(Oliver Kahn hat ja immerhin an einem Buch des Carl-Auer-Verlags mitgeschrieben.)