Berater-Netzwerk

Vor etwa einem halben Jahr hat das erste Alumnitreffen von Teilnehmern an Aus- und Weiterbildungen für systemische Organisationsberater bei "Simon, Weber and Friends" statt. In den letzten 25 Jahren sind dort ca. 1000 Kollegen systemische angefixt bzw. angebrütet worden (die Wahl der passenden Metapher mag hier offen bleiben). Bei diesem sehr inspirierenden Treffen im Frühjahr wurden etliche Arbeitsgruppen gebildet, die sich zum enen mit der Frage beschäftigten, wie (vor allem auch: warum) sich solch ein Netzwerk organisieren sollte, zum anderen mit spezifischen Themen, die sich aus der Praxis der Beratung, aber auch allgemein aus der Beobachtung (und Teilnahme) an unserer Gegenwartsgesellschaft ergeben.


Heute nun haben sich Repräsentanten dieser Arbeitsgruppen zu einem Treffen in Berlin getroffen. Ich persönlich war neugierig, aber auch skeptisch, ob da in der Zwischenzeit etwas Nützliches und mit Energie geladenes entstanden ist. Schließlich kenne ich einige dieser wenig attraktiven (um nicht sagen: absolut unsexy) Netzwerke, die ziemlich bieder und langweilig den in Ausbildungen gewonnenen Enthusiasmus am Leben zu erhalten suchen, obwohl eigentlich jegliche Leidenschaft im Laufe der Jahr erloschen ist.


Um es schnell und unmißverständlich zu sagen: Das war heute ganz anders. Ohne hier in die Details zu gehen: ich bin mit der Phantasie nach Hause gegangen, dass hier engagierte, aber vollkommen nüchtern überlegende Menschen zusammen gekommen sind, die sich der Mögichkeiten und Grenzen von Netzwerkbildungen bewußt und bereit und entschlossen sind, nach Organisationsformen zu suchen, welche die wahrnehmbaren Chanchen nutzen und die bekannten (=genannten) Risiken vermeiden. Mein Bild von der Zukunft ist, dass hier so etwas wie ein virtueller Thinktank entsteht, der Fragen, die sich in und aus der Praxis - sei es der Beratung, aber auch in der Gesellschaft (Politik, Wirtschaft etc.) ganz alllgemein - ergeben, aufnimmt, bearbeitet, auf Basis einer konsistenten (System-)Theorie analysiert, um daraus praktische Konsequenzen ableiten zu können, die sowohl dem Berater und Manager, aber auch dem politisch bewußten Bürger ermöglichen anders - d.h. im Idealfall: nachhaltig wirksam - intervenieren zu können.


Das SWF- Netzwerk könnte und sollte dabei so etwas wie eine gemeinsame Basis bilden, die nach außen hin Stellung bezieht und Profil zeigt, und nach innen der Weiterentwicklung der Theorie, praktischer Methoden, der Selbstreflexion und Supervision der Mitglieder, aber auch der Bildung von kooperativen Teams dienen kann. Die Ressourchen und Erfahrungsfelder der Mitglieder sind extrem heterorgen. Wenn es gelingt, sie zu integrieren, dann sollte hier ein soziales System entstehen können, das einige Power auf die Straße bringen kann.


Alles in allem kann man über das Treffen heute sagen: gute Vibrations, viel Energie, lustvolles Arbeiten ... und daher positive Ausblicke.