Boldrini und Grasso

Donnerstag und Freitag gab es in Italien die Wahlen der Präsidenten der Deputiertenkammer und des Senats. Zur grossen Überrraschung aller wurden zwei Personen gewählt, die sich bislang nicht als Politiker hervorgetan haben, sondern durch politisch relevante Tätigkeiten außerhalb der Poitik. Ihre Wahl wird in den Medien (wenn sie nicht zum Berlusconi-Reich gehören) als Revolution oder zumindest als Zeichen des Willens zum Neuanfang gewertet. Grund dafür ist, dass beide Personen als höchst integer und der Sache (ihrer Sache) verpflichtet gelten.


Laura Boldini hat ihr Berufsleben in unterschiedlichen Funktionen bei der UNO in fernen Ländern verbracht, zuletzt als Sprecherin des Hochkommissars für Flüchtlingsangelegenheiten. In ihrer Rede zum Amtsantritt hat sie programmatisch einige Themen genannt, der ihr besonders Augenmerk gelten wird, vor allem Gewalt gegen Frauen (die als Liebe kaschiert wird).


Pieri Grasso stammt aus Sizilien und ist Jurist. Als Richter und Staatsanwalt war er, bevor er in den Senat einzog, einer der wichtigsten nationalen Mafia-Jäger.


Beide haben in ihren Reden die Ungerechtigkeit der Gesellschaft und die aktuelle Krise mit ihren Folgen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt.


Standig Ovation von denen, die sie gewählt haben, leere Sitze der Gegner.


Das Hauptproblem ist mit diesem wohl eher symbolischen Akt natürlich noch nicht gelöst: Wie lässt sich eine arbeitsfähige Regierung bilden, wenn es keine tragfähigen Mehrheiten gibt?


Trotzdem ermutigend, wie - zumindest von Teilen der Öffentlichkeit - auf die Wahl dieser beiden Personen, die für ein nicht-korruptes Italien stehen, reagiert wurde.