Der neue Papst: ein verlängerter erster Augenblick

Eine Papstwahl ist schon ein Ereignis. Erinnere mich noch gut daran, als damals Papst Johannes XXIII 1958 gewählt worden ist. Meine Eltern und ich saßen vorm Fernseher (!!!) und warteteten auf den Rauch, der den neuen Papst ankündigen würde. Auf den Rauch, der aus dem so kleinen unscheinbaren Schornstein quoll. Dem Schornstein, der dem Schornstein auf irgendeinem abgenutzten Bauwagen zum Verwechseln ähnelte.


Dieser Schornstein jedoch schien ein untrügliches Zeichen dafür zu sein, dass in dem Bauwagen der katholischen Kirche, nämlich dem Petersdom, entgegen der so seltsam anmutenden tagelangen Stille (Leblosigkeit?), doch Leben steckte. Stand dieser Rauch doch tatsächlich und symbolisch für Leben in der schon damals als greisenalt titulierten Kardinalsschaft.


Tasächlich: auch wenn die Herren Kardinäle in meinen damaligen Kinderaugen uralt daher fast leblos zu sein schienen, musste doch einer von ihnen ein Feuer angezündet haben. Sonst wäre ja auch kein Raum sichtbar geworden. Ist doch klar oder?


Symbolisch: nachdem durch den Tod von Pius XII die Kirche wie in eine Schockstarre gefallen war (als Kind hatte ich das so erlebt) signalisierte der weisse Rauch: es gibt doch noch Leben, oder wieder Leben.


Warum beschreibe ich meinen verlängerten ersten Eindruck? Er hatte damals mein (gefühltes) Beziehungsbild als Neunjähriger geprägt. Mit dem Ergebnis, dass von da an Johannes XXIII warmherziges Leben verkörperte. Ganz im Unterschied zu Pius XII und anderen (uralten) kirchlichen Würdenträgern, die doch eher nur wie leblose Kirchenvertreter wirkten. - Nebenbei gesagt: überhaupt nicht interessant für einen Neunjährigen. :-)


Neben all der kritischen oder euphorischen Berichterstattung über den neuen Papst fallen mir wie damals einige Fotos besonders auf, auf denen Papst Franziskus überhaupt nicht pompös oder unnahbar rüberkommt. Mal sind es seine Schuhe, die es zu bewundern sind. Ganz normale, schwarze Alltagsschuhe. Völlig im Kontrast zu den roten Designer-Schühchen des vorherigen Papstes.



Er ist ein Papst, der selbst seine Rechnung bezahlt. Papst Benedikt XVI schien im Unterschied hierzu kein Portemonnaie in seiner Tasche zu haben. Brauchen Päpste also kein Geld, könnte ein Neunjähriger vielleicht heute fragen. :-)



Es gibt viele andere Fotos, die den neuen Papst so abbilden und hierdurch einen verlängerten ersten Eindruck fördern. Es wird sich zeigen, wo er sich in Zukunft, welche, Schuhe kauft. Es wird sich in Zukunft zeigen, ob er immer noch Geld in seinem eigenen Portemonnaie hat, um selbst zu bezahlen. Und wenn dort kein Geld mehr drin ist, was er dann macht.


Auf jeden Fall wird ihn auch dieser verlängerte erste Eindruck begleiten. Man wird sehen, ob dieser Eindruck sich bald als Image wieder in Luft auflöst, ihm vielleicht aich entgegenschlagen wird oder ihn wie einen Schatten begleiten wird.

Als sein Schatten.