Buchmesse

Zur Zeit findet in Frankfurt wieder einmal die Buchmesse statt. Ich erinnere mich noch gut, wie ich als Schüler zum ersten Mal auf der Messe von der schieren Menge der Bücher überwältigt war. Später bin ich auch immer mal wieder dort gewesen, und ich war jedes Mal ein wenig deprimiert. So viele Bücher: sicher nicht alle, aber doch sicher mehr lesenswert als ich jemals lesen könnte...


Als der Carl-Auer-Verlag gegründet wurde, war es für uns selbstverständlich und eine Frage der Ehre, dort einen Stand zu haben - schon um zu signalisieren, dass wir einen ernst zu nehmenden Verlag gegründet hatten. Das führte über mehrere Jahre dazu, dass für den Messeauftritt lange Vorbereitungszeiten nötig wurden, und die Mitarbeiter nicht mehr das tun konnten, was eigentlich ihre Aufgabe war. Die Alltagsarbeit wurde zurückgestellt, blieb liegen, musste später nachgeholt werden. Für das Messewochenende wurden Dienstpläne erstellt, um die Präsenz auf dem Stand zu gewährleisten, der Stand kostete viel Geld, und er war trotzdem jämmerlich klein im Vergleich zu den großen der Branche, und es kamen nur ein paar Hanseln vorbei...


Schon bold ergab sich die Frage: Stimmt für einen Verlag wie unseren die Kosten-Nutzen-Rechnung?


Die Mitarbeiter, die in der Buchbranche sozialisiert worden waren, meinten, dass der Messeauftritt ein Muss sei. Die anderen waren ambivalent. Ich selbst fand, dass wir in Frankfurt nicht dabei sein müssen. Denn es kämen zum Stand sowieso nur Leute, die uns kennen. Neukunden aus dem Buchhandel würden nicht gewonnen - wer stellt sich schon Fachbücher in seinen Laden, die nur ein kleines, fachlich interessiertes und sich meist direkt informierendes Segment der Leserschaft interessieren? Das Ergebnis der Diskussionen war, nicht mehr zur Frankfurter Buchmesse zu fahren. Seither sparen wir Zeit und Nerven, und ich muss mich nicht mehr von der direkten sinnlichen Wahrnehmung von 90.000 Neuerscheinungen, die ich nicht lesen werde, deprimieren lassen.


Kunden haben wir - soweit ich das einschätzen kann - dadurch nicht verloren.


Die Messe, zu der wir seither regelmäßig fahren, ist die Leipziger Buchmesse. Sie ist viel interessanter für einen Verlag wie unseren, da sie nicht auf den Buchhandel ausgerichtet ist, sondern das lesende Publikum im Blick hat. Hier können Leser in den direkten Kontakt mit Autoren kommen. Und hier können sie auch neue Autoren kennenlernen, die bislang für sie fremd waren. Ein großartige Idee und Erfindung.


Sage noch einmal jemand, der deutsche Osten habe im Vergleich zum Westen nichts zu bieten. Leipzig, wir kommen!