Der Schattenkrieg

In dem von Ronen Bergman, einem israelischen Journalisten, geschriebenen Buch mit o.g. Titel wird die seit ca. 70 Jahren verfolgte Strategie der Israelis, die Führer der Palästinenser gezielt zu töten, analysiert.


Alles in allem ist erschreckend, wie die israelischen Geheimdienste mit Billigung ihrer jeweiligen Regierungschefs die Grenze zu Kriegsverbrechen immer wieder überschritten haben oder im besten Fall nur knapp dran vorbeigeschrappt sind.


Noch erschreckender fand ich bei der Lektüre aber das schlichte Weltbild der Verantwortlichen, das diesen Tötungen zugrunde lag. Sie gingen davon aus, dass der Widerstand der Palästinenser gegen Israel zu beenden sei, wenn man "der Schlange den Kopf abschlägt". Doch das war ein Irrtum. So tötete man z.B. bei der ersten Intifada 1987 die vermeintlichen "Rädelsführer", aber die Intifada wurde dennoch fortgesetzt. Es war eine selbstorganisierte Bewegung - ein Phänomen, das in der Vorstellung der israelischen Geheimdienste nicht existierte. All diese Gewalt musste von irgendwem organisiert sein - und war es ja zum Teil auch. Aber sie war nicht (oder nur begrenzt) auf die konkreten Führungsfiguren angewiesen. Wenn diese Personen "negativ behandelt" (=getötet) wurden, traten andere an ihre Stelle.


So einfach war und ist das.


Dass mit Gewalt keine Lösung zu finden ist, wurde sogar einem der erfolgreichsten Mossadchefs (Meir Dagan) zum Ende seiner Dienstzeit klar. Auch er hat schließlich für die Suche nach einer politischen Lösung plädiert.


Ich wundere mich ja immer, dass diejenigen, die auf Gewalt setzten, sich nicht klar machen, dass immer der Verlierer bestimmt, wann der Krieg beendet ist, und man mit noch so viel Gewalt nur dann einen Krieg gewinnen kann, wenn der Gegner vernichtbar ist... und die Palästinenser sind in ihrer Gesamtheit nicht vernichtbar, auch wenn man ihre jeweils aktuellen Führer tötet.